Tausende Familien in Zentralamerika sind in Gefahr.

  • In El Salvador wurde bei mehr als 23.000 Menschen eine COVID-19-Infektion bestätigt.
  • Eine jüngste Umfrage bei IRC-Partnerorganisationen hat ergeben, dass seit Beginn der Coronavirus-Pandemie inzwischen 70 Prozent mehr Frauen Beratungs- und Schutzangebote zu häuslicher Gewalt wahrnehmen. In 2019 wurde etwa alle 20 Stunden eine Frau ermordet.
  • Aufgrund anhaltender Bandenkriminalität werden in El Salvador jedes Jahr rund 300.000 Menschen innerhalb des Landes vertrieben. Das Gewaltniveau des lateinamerikanischen Landes ähnelt dem von Kriegsgebieten wie zum Beispiel Syrien.

Länder-Fakten

  • Bevölkerung: 6,4 Millionen
  • Vertriebene: 200.000 bis 300.000
  • Position im Index der menschlichen Entwicklung: 121 von 189

IRC vor Ort

  • Beginn der Aktivitäten: 1984-1992; 2018

Überblick

El Salvador wird oft als das gewalttätigste Land der Welt bezeichnet. Die Folgen eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs und Abschiebungen krimineller Gangmitglieder aus den USA haben zu massiver Bandengewalt geführt. Auf der Suche nach Sicherheit fliehen jedes Jahr Hunderttausende Menschen aus ihren Häusern. IRC stellt den Vertriebenen wichtige Informationen und Dienstleistungen zur Verfügung und leistet Soforthilfe.

Wie ist die aktuelle Krise in El Salvador entstanden?

Seit den 1930er Jahren hat El Salvador eine Reihe von Krisen erlebt, darunter ethnische „Säuberungen“, eine Militärdiktatur und Naturkatastrophen. Während des Bürgerkriegs in den 80er Jahren wurden schätzungsweise 75.000 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben.

Geflüchtete junge Männer aus Zentralamerika hatten in den USA gewalttätige Banden gegründet. Als diese nach Kriegsende abgeschoben wurden, bauten sie ihre Präsenz in El Salvador, Honduras und Guatemala aus und erlangten immer mehr Macht. Zwischen 2014 und 2017 wurden insgesamt 20.000 Menschen getötet. Alle Regierungen wählten eine Politik der eisernen Hand. Die Situation ist oft kriegsähnlich. Polizei und Militär bekämpfen die Banden auf‘s Härteste und auch die Banden untereinander bekämpfen sich brutal. Die Auswirkungen der Gewalt sind heute für die Gesellschaft größer als während des Bürgerkriegs.

Inmitten des Chaos wird die Zivilbevölkerung zwischen Territorialkämpfen, alltäglicher Gewalt und Erpressung zerrieben. Ausbeutung und sexuelle Gewalt gegen Frauen sind allgegenwärtig.

Jedes Jahr verlassen schätzungsweise 200.000 bis 300.000 Menschen ihr Zuhause auf der Suche nach Sicherheit. Die Regierung erkennt die Problematik der internen Vertreibung offiziell nicht an und so ist es für Hilfsorganisationen schwer, die genaue Anzahl der Vertriebenen zu ermitteln, sie zu finden und zu unterstützen.

Viele Betroffene müssen immer wieder umziehen und oft haben sie keine andere Wahl als das Land zu verlassen.

Was sind die größten humanitären Herausforderungen in El Salvador?

Hunderttausende Menschen sind entwurzelt und kämpfen unter gefährlichen Bedingungen ums Überleben – in Verstecken oder auf der Flucht. Losgelöst von den gesellschaftlichen Strukturen können sie nicht auf medizinische und soziale Dienste zurückgreifen, da ihnen die notwendigen Informationen fehlen.

Vor allem während und direkt nach der Flucht müssen die Menschen ihr angespartes Vermögen aufbrauchen und haben keine neuen Einkommensmöglichkeiten. Sie haben häufig keine Unterkünfte und benötigen dringend psychosoziale Unterstützung. Oft müssen ganze Großfamilien und Freund*innen von Vertriebenen ebenfalls fliehen, weil auch sie ins Visier der Banden geraten.

Frauen und Kinder tragen ein besonders hohes Risiko, Gewalt zu erfahren. Während des Bürgerkriegs wurden Kinder als Soldaten rekrutiert, heute werden sie von den Banden rekrutiert. Die Entführung und Vergewaltigung von Frauen und Mädchen sind alltägliche Verbrechen.

Wie hilft IRC in El Salvador?

IRC unterstützte die Not leidende Bevölkerung El Salvadors zunächst von 1984 bis 1992 während des Bürgerkriegs. Gemeinsam mit lokalen Partnern stellte die Organisation medizinische Versorgung und sanitäre Einrichtungen bereit und half den Vertriebenen, wieder in ihren Gemeinden aufgenommen zu werden. Nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von 1992 wurde die Arbeit eingestellt.

Mit der Explosion der Gewalt in den letzten Jahren beschloss IRC die Arbeit in El Salvador 2018 wieder aufzunehmen und war eine der ersten Organisationen, die eine humanitäre Krise in El Salvador erklärte.

IRC engagiert sich in El Salvador unter anderem durch:

  • Einführung der interaktiven Plattform CuéntaNos.org: Je nach Region können die Menschen Informationen über Anbieter von Unterstützungsangeboten auf einer interaktiven Karte abfragen. Die Plattform fördert den Austausch zwischen Regierung und Zivilgesellschaft und hilft den Organisationen, die Bedürfnisse besser zu verstehen.
  • Bargeldzuwenden, die den Menschen beim Wiederaufbau ihres Lebens  helfen,
  • Soforthilfe, damit die gefährdetsten Menschen schnell Schutz und Sicherheit finden,
  • Fortbildung lokaler Partner zur Angleichung der Qualität ihrer Dienstleistungen an internationale Standards.

 

Welche weiteren Maßnahmen plant IRC in El Salvador?

Ein Ende der Gewalt und der Vertreibungen in El Salvador ist nicht in Sicht. Die Arbeit von IRC ist deshalb wichtiger denn je.

IRC verpflichtet sich, den am stärksten von der Gewalt betroffenen Menschen zu helfen. Sie sollen spür- und messbare Verbesserungen in den Bereichen Schutz und Gesundheit erfahren. Die Programme konzentrieren sich besonders auf die Unterstützung von Frauen und Kindern.