Country facts
- Bevölkerung: 38,4 Millionen
- Vertriebene: 1,7 Millionen Iraker*innen und über 250.000 syrische Geflüchtete
- Position im Index der menschlichen Entwicklung: 120 von 189
IRC response
- Beginn der Aktivitäten: 2003
- Versorgte Menschen: 95.000 (2018)
Der Irak kommt nicht zur Ruhe. Millionen Menschen gelten als hilfsbedürftig. Die brutale Herrschaft des Islamischen Staats (IS) in weiten Teilen des Landes und die darauffolgenden Gegenoffensiven und Rückeroberungen zwangen Millionen zur Flucht. IRC leistet Nothilfe und regelmäßige Unterstützung für vertriebene und heimgekehrte Iraker*innen sowie syrische Geflüchtete.
Nach dem Einmarsch der von den USA angeführten Koalition im Jahr 2003 begann der Irak in Teile zu zerfallen, die von unterschiedlichen Gruppen beherrscht wurden. Die folgenden Jahre waren geprägt von Gewalt und Vertreibung. Nach dem Kriegsausbruch im benachbarten Syrien im Jahr 2011 nutzte der Islamische Staat (IS) die gesellschaftlichen Spannungen und Missstände in der Region aus.
Die Terrorgruppe eroberte 2013 Teile von Anbar und in einer brutalen Offensive 2014 auch Sinjar und Mosul. Fast sechs Millionen Menschen mussten fliehen. In der Folge gab es großangelegte Gegenoffensiven, die erneut Menschen zur Flucht zwangen. Zwar sind heute die größten militärischen Operationen gegen den IS abgeschlossen, dennoch stellt die Terrorgruppe in einigen Teilen des Landes immer noch eine Bedrohung dar.
Rund vier Millionen Menschen sind in ihre Häuser zurückgekehrt. Viele haben keine Existenzgrundlage, angemessene Unterkünfte oder eine Grundversorgung. Über 1,7 Millionen Menschen bleiben vertrieben und wohnen unter schwierigen Bedingungen in Lagern oder verstreut in Städten. Andere leben in ländlichen Gebieten und haben keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zu Bildung oder Arbeit.
Die humanitäre Krise im Irak ist noch lange nicht vorbei. Tausende Iraker*innen benötigen nach wie vor dringend Unterkunft, Nahrung, Wasser, Bildung und Sicherheit.
Die Lager für Vertriebene in der Provinz Anbar haben mit der Schließung begonnen. Viele Gebiete sind jedoch nach wie vor unsicher und bieten den Rückkehrenden keine Existenzgrundlagen. Außerdem sind unzählige Häuser zerstört. Wenn Menschen, deren Sicherheit noch nicht garantiert werden kann, zur Rückkehr gezwungen werden, führt dies zu weiteren Vertreibungen und Spannungen in den Gemeinschaften.
Zwei Jahre Besetzung durch den IS haben tiefe Spuren in Mosul hinterlassen. Die 1,5 Millionen Bewohner*innen der zweitgrößten Stadt leiden bis heute unter den Folgen. Viele haben keine Ausweisdokumente, was ihre Zugangsmöglichkeit zu öffentlichen und sozialen Diensten enorm einschränkt. Vielerorts ist das Bildungssystem zusammengebrochen.
Syrische Geflüchtete, die seit Jahren in Lagern im Irak leben, müssen miterleben, wie Dienste und Hilfsangebote schwinden. Vielen sehen keinen Ausweg und entscheiden sich für die gefährliche Flucht nach Europa oder die Rückkehr in das vom Bürgerkrieg zerstörte Syrien.
IRC arbeitet seit 2003 im Irak und leistet humanitäre und Wiederaufbauhilfe für die am stärksten betroffenen Iraker*innen. Seit 2011 der Krieg in Syrien ausbrach, hat die Organisation außerdem tausende Syrer*innen, die vor der Gewalt im eigenen Land in den Irak geflohen waren, unterstützt.
IRC arbeitet derzeit in vier von 18 irakischen Gouvernements – Anbar, Salah al-Din, Ninewa und Kirkuk – mit Büros in Erbil und Bagdad und unterstützt schutzbedürftige Menschen unter anderem durch:
- finanzielle Hilfen für vertriebene Familien;
- Kurse für Eltern, um Gewalt gegen Kinder zu reduzieren;
- Gruppenaktivitäten und rechtliche Beratung für Frauen und Mädchen;
- Nachhilfeunterricht und Ausbildung von Lehrkräften in Schulen, um sicherzustellen, dass irakische Kinder Zugang zu Bildung haben;
- technische und wirtschaftliche Ausbildung irakischer Jugendlicher und Training von Lebenskompetenzen für Mädchen;
- umfassende Beobachtung und Berichterstattung zum Thema Sicherheit in den Gemeinschaften, um Sicherheitsprobleme und Rechtsverletzungen zu erkennen.
Die Arbeit von IRC im Irak ist wichtiger denn je. Die Iraker*innen benötigen Arbeitsplätze und eine hochwertige Bildungs- und Gesundheitsversorgung. Sie müssen Zugang zu staatlicher Unterstützung und einer gerechten Justiz bekommen sowie Kompensationen für die immensen Verluste erhalten, die sie während des Konflikts erlitten haben. Nach Jahren des Kriegs muss die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen massiv gefördert werden. Außerdem benötigen die Menschen psychologische Unterstützung, um ihre traumatischen Erlebnisse zu überwinden.
IRC verpflichtet sich, die Bedürfnisse der am stärksten von der Krise betroffenen Menschen in den Mittelpunkt des Engagements zu stellen. Sie sollen spür- und messbare Verbesserungen in den Bereichen Schutz und Teilhabe, Selbstbestimmung, Bildung und Wirtschaftliche Unabhängigkeit erfahren.
Schutz
IRC wird weiterhin Rechtsbeistand in Notfällen leisten und Schutzbedürftige an entsprechende Dienste überweisen. Menschen mit psychischen Traumata erhalten Unterstützung während der Genesung.
Frauen und Mädchen sollen gleichberechtigt erfolgreich sein – Zuhause, in der Schule und im Job.
Selbstbestimmung
IRC wird weiterhin dokumentieren, wie die Menschen leben, wie sicher sie sind und wie es um ihre Rechte bestellt ist. Wir vermitteln den am meisten Benachteiligten gezielt wichtige Dienste sowie Informationen über ihre Möglichkeiten, damit sie selbstbestimmter leben können.
Gemeinsam mit lokalen und internationalen Organisationen verschafft IRC den Bedürfnissen der irakischen Bevölkerung bei politischen Entscheidungsträger*innen und Geldgeber*innen Verhör.
Bildung
IRC vergrößert das Bildungsangebot für irakische Kinder durch die Vermittlung speziell ausgebildeter Lehrkräfte und die Bereitstellung von sicheren Lernorten.
Wirtschaftliche Unabhängigkeit
IRC unterstützt schutzbedürftige und entwurzelte Familien direkt mit Bargeldzuwendungen sowie vertriebene Iraker*innen dabei, sichere und legale Arbeitsmöglichkeiten zu finden.
Auch im Irak arbeitet IRC daran, mit effektiven Hilfsmaßnahmen mehr Menschen schneller zu erreichen und dabei besser auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zu reagieren.