Der Konflikt in der Ukraine hält an. Mehr als sechs Millionen Menschen sind bereits in die Nachbarländer geflohen, die meisten von ihnen nach Polen. Europa erfährt damit die am schnellsten wachsende Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg. Die große Mehrheit der Geflüchteten sind Frauen und Kinder. Sie benötigen besonderen Schutz.
Als der Konflikt in der Ukraine am 24. Februar 2022 eskalierte, haben die polnische Regierung sowie private und gemeinnützige Unternehmen im Land schnell reagiert, um die Geflüchteten aus der Ukraine zu unterstützen. Mit der anhaltenden Gewalt in der Ost-Ukraine kamen jedoch verstärkt auch traumatisierte Menschen in Polen an, die nach einer gefährlichen Flucht durch das Land auf Hilfe angewiesen sind.
Der gewalttätige Konflikt in der Ukraine verursacht unsagbares Leid. Hunderttausende Familien sind getrennt worden, in besetzten Gebieten eingeschlossen oder in Nachbarländern geflohen. Viele Menschen mussten in Bunkern und Kellern vor den Bomben Schutz suchen, die ihre Städte und Gemeinden zerstörten. Geflüchtete aus der Ukraine brauchen daher dringend eine sichere Unterkunft und Unterstützung, auch in Form von psychologischer Betreuung.
Männer im wehrfähigen Alter dürfen die Ukraine nicht verlassen. Deshalb sind viele Frauen und Kinder bei der Flucht auf sich allein gestellt. Viele von ihnen kommen in abgelegenen Gebieten unter, ohne Kontakt zur lokalen Bevölkerung, Sprachkenntnissen oder Arbeitsmöglichkeiten, um sich und ihre Kinder zu versorgen. Daher sind sie auch besonders von Ausbeutung und Missbrauch bedroht. In einer IRC-Studie vom März 2022 gaben 28% der Geflüchteten in Polen an, dem Risiko von Menschenhandel ausgesetzt zu sein . Weitere 19 % haben bereits physische oder sexualisierte Gewalt erfahren.
Der Bedarf an humanitärer Hilfe wird die aktuelle Krise in der Ukraine überdauern. Millionen Menschen sind in westeuropäische Länder wie Polen geflohen, wo sie eine gute Infrastruktur mit dem Lebensnotwendigsten versorgt – deshalb kommt es auf Organisationen wie IRC an, Versorgungslücken zu identifizieren und geeignete Lösungen anzubieten, mit denen lokale Hilfsorganisationen ihre Arbeit ausweiten können.
In Warschau unterstützt IRC geflüchtete Familien mit Bargeldhilfe, damit sie sich Nahrungsmittel, Medizin und andere alltägliche Güter kaufen können. Um ukrainische Familien in Polen zu errreichen, arbeiten wir mit lokalen Organisationen zusammen. Viele von ihnen wohnen in Notunterkünften.
- Gemeinsam mit dem Polnischen Roten Kreuz verteilen wir Bettwäsche, Hygieneartikel sowie andere Hilfsgüter und leisten psychologische Hilfe für Menschen, die an den Grenzübergängen ankommen oder innerhalb Polens weiterreisen.
- In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Forum für Migration klären wir Neuankömmlinge über ihre Rechte auf und informieren sie über verfügbare Hilfsangebote. Ausgebildete Psycholog*innen bieten zudem persönliche und digitale Beratungen an.
- Mit unserer Unterstützung wird die Plattform Migam.org acht neue Übersetzer*innen für die ukrainische Zeichensprache einstellen. Damit erhalten Gehörlose aus der Ukraine rund um die Uhr Hilfe bei Übersetzungen.
- Menschen mit Behinderungen, Senior*innen und andere schutzbedürftige Gruppen erhalten von IRC und dem Polnischen Zentrum für Internationale Hilfe (PCPM) Bargeld, womit sie alltägliche Güter wie Nahrungsmittel und Medizin kaufen können. Außerdem fördern wir den Austausch zwischen ukrainischen Lehrkräften, Sozialarbeiter*innen und denjenigen, die bereits in Polen Arbeit gefunden haben. Letztere unterstützen wir finanziell, damit ihre Gehälter aufrecht erhalten bleiben. Damit gewährleisten wir beispielsweise, dass Lehrkräfte flexibel einsetzbar sind und in Schulen arbeiten können, in denen ukrainische Sprachkenntnisse am dringendsten benötigt werden.
- In Warschau errichten wir mit anderen Partnerorganisationen in neun Notunterkünften Räume für gemeinsames Lernen und Zusammensein. Dort können sich Familien und vor allem Kinder in sicherer Umgebung von traumatischen Erlebnissen erholen.
- Ebenso unterstützen wir geflüchtete Kinder mit Kulturangeboten, damit sie sich schnell im polnischen Schulsystem zurechtfinden können. Projekte zur Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt erhalten Förderungen und Training von Mitarbeitenden.
Unsere Arbeit in der Ukraine
Gemeinsam mit unseren Partnerorganisatioen in der Ukraine unterstützt IRC die Evakuierung von Frauen und Kindern, leistet psychologische Hilfe und versorgt vertriebene Familien unter anderem mit Nahrungsmitteln, Decken, Kleidung, Bargeld sowie mobilen Herdplatten.
Unsere Arbeit in Europa
IRC wurde 1933 auf Initiative Albert Einsteins gegründet und blickt auf eine lange Geschichte der humanitären Hilfe weltweit zurück. Was zunächst zur Unterstützung von Menschen gedacht war, die vor dem Naziregime flohen mussten, entwickelte sich bis ins 21. Jahrhundert hin zu einem weltweiten Einsatz für geflüchtete Menschen in Not. Auf dem Höhepunkt der Fluchtbewegungen aus dem Nahen Osten nach Europa, startete IRC 2015 Hilfsprogramme in Griechenland und Serbien. Seitdem unterstützt IRC auch Geflüchtete und Migrant*innen in Deutschland, Italien sowie in Bosnien und Herzegowina. Seit 2021 ist IRC zudem in Großbritannien tätig und fördert die Integration Geflüchteter in britischen Aufnahmegemeinden.
Europäische Staaten wie Polen leisten einen wichtigen Beitrag darin, die geflüchteten Menschen zu schützen. IRC appelliert, dass aus diesem Engagement heraus eine langfristige und nachhaltige Unterstützung für Geflüchtete weltweit geschaffen wird.
Zugleich muss die zivile Bevölkerung in der Ukraine weiter geschützt werden und Geflüchtete die Möglichkeit erhalten, zu ihren Familien zurückzukehren. Neben mehr Geld für die humanitäre Hilfe braucht es daher nichts weniger als einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende der Gewalt.
Helfen Sie mit Ihrer Spende. Mit Ihrer Unterstützung können wir von Konflikten betroffenen Familien Hilfsgüter wie Nahrungsmittel und Medikamente sowie eine Vielzahl weiterer Angebote zur Verfügung stellen – sei es in der Ukraine, Afghanistan, Syrien oder im Jemen.