Rohingya: Die Krise in Myanmar spitzt sich zu

  • Fast eine Million Rohingya warten immer noch auf Gerechtigkeit und das Mitspracherecht über ihre Zukunft, seitdem sie aus ihren Häusern in Myanmar vertrieben wurden. Viele kämpfen heute als Flüchtlinge für ihre Sicherheit und Menschenwürde in Bangladesch.
  • IRC und 60 weitere Hilfsorganisationen fordern die Anerkennung der Menschenrechte im Rakhaing-Staat und die Beteiligung der Rohingya an den Entscheidungen, bei denen es um ihr eigenes Leben geht – einschließlich der Bedingungen für ihre Rückkehr nach Myanmar.
  • „Geflüchtete brauchen mehr Möglichkeiten sich weiter- und auszubilden sowie sich ihre eigene Existenz aufzubauen“, erklärt Manish Agrawal, IRC-Landesdirektor in Bangladesch.
  • Die Zahl der positiv auf COVID-19 getesteten Menschen stieg in den letzten Wochen auf über 29.000 Fälle.
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Länder-Fakten

  • Bevölkerung: 54 Millionen
  • Vertriebene seit März 2015: 1,7 Millionen
  • Position im Index der menschlichen Entwicklung: 148 von 189

IRC vor Ort

  • Beginn der Aktivitäten: 2008

Überblick zur Lage

Myanmar wird seit Jahrzehnten von einem Militärregime regiert sowie von Naturkatastrophen heimgesucht. IRC bietet Gesundheits-, Wasser- und Sanitärversorgung und unterstützt die Bevölkerung beim Wiederaufbau ihres Lebens. Der Fokus liegt dabei auf den am weitesten abgelegenen Gebieten des Landes, wie beispielsweise Rakhaing, Chin und Shan. IRC ist zudem in Bangladesch tätig, wohin Hunderttausende Rohingya aus Myanmar geflohen sind.

Wie ist die aktuelle Krise in Myanmar entstanden?

Ein halbes Jahrhundert unter militärischer Kontrolle, extreme Armut und zahlreiche Naturkatastrophen haben Myanmar (auch Burma genannt) in eine Krise versetzt. Das Land beherbergt einige der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen der Welt.2015 hat der Zyklon Komen mehr als 1,7 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Seitdem hat sich das Land von den Verwüstungen nur schwer erholt. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen in den Staaten Rakhaing, Chin und Shan führten dazu, dass tausende Menschen intern vertrieben wurden oder ins benachbarte Bangladesch oder Thailand flohen.

Was sind die größten humanitären Herausforderungen in Myanmar?

2011 kam es in Myanmar zu politischen, sozialen und wirtschaftlichen Reformen. Dies führte zwar zu mehr Investitionen aus dem Ausland, aber trotzdem sind zahlreiche Menschen, insbesondere in den ländlichen Gemeinden, nach wie vor auf lebensrettende Hilfe angewiesen.

Die Gesundheitsversorgung ist erschreckend unzureichend. Darüber hinaus kommt es häufig zu religiösen Konflikten. Die Vereinten Nationen schätzen, dass die anhaltenden Unruhen weitere 375.000 Menschen innerhalb Myanmars vertrieben und Tausende ins benachbarte Thailand  gedrängt haben, wo mehr als 140.000 burmesische Flüchtlinge in Lagern nahe der Grenze leben.

Seit 2012 haben Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und muslimischen Minderheiten im Rakhaing-Staat hunderttausende Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Viele leben noch immer in Lagern am Rande der Landeshauptstadt Sittwe. Die meisten von ihnen sind Muslime, die zu den Rohingya gehören.

Am 25. August 2017 kam es zu Angriffen auf Polizeistationen, die zu einem Ausbruch von Gewalttaten führten, bei denen hunderttausende Flüchtlinge ins benachbarte Bangladesch flohen. IRC und seine Partner in Bangladesch unterstützen die Menschen mit medizinischer Versorgung, Schutz und sonstiger Soforthilfe.

IRC und andere im Rakhaing-Staat tätige internationale Hilfsorganisationen haben die dort anhaltende Gewalt scharf kritisiert und sich für einen ungehinderten Zugang lebensrettender Dienstleistungen für alle betroffenen Bevölkerungsgruppen ausgesprochen. Als einer der größten Dienstleister vor Ort hat IRC seine humanitäre Hilfe, die auch die Trinkwasserversorgung, sanitäre Einrichtungen und den Schutz von Frauen und Mädchen mit einschließt, schrittweise ausgeweitet.

Darüber hinaus stellt IRC Unterkünfte und Hygieneartikel für von der Krise betroffene Gemeinden in der myanmarischen Stadt Rathedaung bereit, die zuvor aufgrund von Gewalt im August 2017 von Hilfeleistungen ausgeschlossen wurde.

Wie hilft IRC in Myanmar?

IRC hilft Menschen, deren Lebensgrundlagen durch Kriege, Konflikte und Naturkatastrophen zerstört wurden, ihre Leben zu verbessern. Dabei liegt besonderes Augenmerk auf den Anliegen der schwächsten Bevölkerungsgruppen – Frauen, Kinder und ältere Menschen. Neben der Gesundheits-, Sanitär- und Wasserversorgung zählen berufliche Ausbildung und Unterstützung von Projekten zur kommunalen Entwicklung zu IRC`s Arbeitsschwerpunkten in Myanmar.

Das Land hat Schwierigkeiten, sich von den andauernden Konflikten und Naturkatastrophen zu erholen. Daher liegt der Fokus der Hilfe auf einigen der am weitesten abgelegenen Gebiete des Landes, darunter Rakhaing, Chin und Shan, unter anderem in dem IRC:

  • das Gesundheitspersonal der Gemeinden schult und ambulante Kliniken unterstützt, um den Zugang zur medizinischen Versorgung zu verbessern,
  • mit den lokalen Kommunen zusammenarbeitet, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu verbessern, die sanitären Einrichtungen zu erneuern und den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern,
  • die wirtschaftliche Wiederbelebung des Landes fördert und Landwirten das Arbeiten mit Hilfe moderner landwirtschaftlicher Techniken beibringt,
  • die Kommunen befähigt, ihren eigenen Entwicklungsbedarf zu erkennen und eigene Projekte zur Verbesserung der Lebensqualität zu entwickeln, wie beispielsweise neue Schulen und medizinische Einrichtungen zu gründen,
  • Zentren für Mädchen und Frauen betreibt und diese bei ungewollten Schwangerschaften unterstützt, auch im Falle eventueller Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt, und
  • fast 140.000 Geflüchtete aus Myanmar in Lagern nahe der thailändischen Grenze versorgt.

Lesen Sie die Strategie von IRC in Myanmar, um mehr über die geplanten Aktivitäten zu erfahren.