Anlässlich des Weltflüchtlingstags appeliert International Rescue Committee (IRC) an die Weltgemeinschaft, wirksame Maßnahmen zur Bewältigung anhaltender globaler Vertreibung zu ergreifen.Über 122 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Konflikten und Katastrophen – fast eineinhalb Mal so viele, wie in Deutschland leben.

Die Zahl der Menschen auf der Flucht hat sich in den letzten zehn Jahren weltweit mehr als verdoppelt. Ein Drittel aller geflüchteten Menschen stammt aus nur vier Ländern: Sudan, Syrien, Afghanistan und der Ukraine. Die UNHCR-Zahlen zeigen: In Regionen, wo besonders viele Menschen hungern und unterernährt sind, sind Menschen besonders häufig zur Flucht gezwungen. Beispielhaft für diesen Trend stehen das besetzte palästinensische Gebiet und Südsudan. Gleichzeitig sind gerade diese Länder besonders stark von den globalen Kürzungen humanitärer Hilfe und Entwicklungsgeldern betroffen.

Im Jahr 2024 waren klimabedingte und durch Naturkatastrophen verursachte Notlagen für rund 70 Prozent aller neu registrierten Fluchtbewegungen verantwortlich. Etwa 75 Prozent der betroffenen Menschen flohen in Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Gleichzeitig fanden 73 Prozent der Geflüchteten in ebendiesen Ländern Schutz. Zudem überqueren 60 Prozent aller weltweit geflüchteten Menschen nie eine internationale Grenze. 

Dennoch zeigt sich ein klares Umsetzungsdefizit: Obwohl mehr Menschen denn je auf das überlebenswichtige Angebot von Resettlement und humanitärer Aufnahme angewiesen sind, wurden im vergangenen Jahr weniger als 8 Prozent der besonders schutzbedürftigen Geflüchteten über diese Programme aufgenommen.

David Miliband, Präsident und CEO von IRC, erklärt: „Dieser Weltflüchtlingstag muss ein Wendepunkt sein – kein bloßes Gedenken. Es ist Zeit für neue Ansätze: zur Lösung der Konflikte, die Menschen zur Flucht zwingen, aber auch zur Verbesserung der humanitären Bedingungen, die Geflüchtete mit einem hohen Preis bezahlen – und zur Unterstützung jener Länder, die Schutz bieten.

 Jetzt ist nicht der Moment, um Budgets für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit zu kürzen. Sowohl geflüchtete Menschen als auch ihre Aufnahmegemeinschaften sind auf diese Unterstützung angewiesen. Ebenso zentral ist es, rechtliche Schutzmechanismen und sichere Zugangswege zu erhalten – sie retten Leben und bereichern den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenhalt unserer Gesellschaften.

Diese Schutzsysteme wurden einst mit Dringlichkeit, Entschlossenheit und Weitsicht erschaffen. Heute müssen sie mit der gleichen Überzeugung geschützt und verbessert werden.. Politische Entscheidungsträger*innen sollten sich dabei an evidenzbasierten Lösungen orientieren. Unterstützer*innen aus dem Privatsektor sollten ihre Mittel gezielt dort einsetzen, wo der Bedarf am größten ist. Die Zivilgesellschaft muss sich weiter entschieden gegen Entmenschlichung und Spaltung stellen.

Es gibt Lösungen: vorausschauendes Handeln in Regionen, die besonders von der Klimakrise betroffen sind, sichere und legale Zugangswege, effiziente und faire Asylverfahren sowie Unterstützungsangebote, die Schutz und Würde gewährleisten. Geflüchtete verdienen Sicherheit und Würde – und die Welt braucht jetzt mehr denn je den Mut, beides zu ermöglichen.“

Corina Pfitzner, Geschäftsführerin von IRC Deutschland, kommentiert: „Das Recht auf Asyl ist kein politischer Spielball – sondern ein historisch gewachsenes Menschenrecht. In Deutschland tragen wir  für dieses Grundrecht eine besondere Verantwortung. Und doch erleben wir zurzeit eine systematische Aushöhlung des Asylrechts in Europa: Die Externalisierung von Schutzverantwortung an Drittstaaten, verschärfte Grenzverfahren und die politische Instrumentalisierung von Migration gefährden fundamentale Menschenrechte. 

Gerade in Zeiten, in denen populistische Stimmen versuchen, Schutzsuchende zu entmenschlichen, braucht es eine klare Haltung: Flucht ist kein Verbrechen. Asyl und Einwanderung sind gestaltbare Chancen – keine Krise.

Wir wissen, wie Schutz gelingen kann und Menschen sicher ankommen. Wie genau, zeigen erprobte Lösungsansätze. Humanitäre Aufnahmeprogramme retten Leben und schaffen planbare Wege nach Deutschland. Schnellere Arbeitserlaubnisse und die Anerkennung von Abschlüssen fördern Integration und finanzielle Unabhängigkeit. Familiennachzug mindert psychische Belastungen und erleichtert das Ankommen. 

Wir appellieren an die Bundesregierung, diese Ansätze weiter zu fördern und nicht einzuschränken, wie es beispielsweise für humanitäre Aufnahmeprogramme und den Familiennachzug zu subsidiär Schutzberechtigten geplant ist.  

Zum Weltflüchtlingstag fordern wir: Deutschland muss sich klar zu einer menschenrechtsbasierten Migrationspolitik bekennen – mit fairen Asylverfahren, legalen Zugangswegen und echter Solidarität. Wer die Menschenrechte für uns alle verteidigen will, darf beim Schutz von Geflüchteten keine Kompromisse machen.“

In dieser neuen Ära, geprägt von begrenzten humanitären Ressourcen, ruft IRC die internationale Gemeinschaft dazu auf, gezielt zu handeln: Finanzielle Mittel müssen verstärkt in jene Länder fließen, die überproportional von Vertreibung und humanitären Krisen betroffen sind – und in nachweislich wirksame Lösungen investiert werden.

Dazu gehören: