Einige Regionen des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas werden seit Jahren immer wieder von Gewalt und Konflikten erschüttert. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram und andere gewalttätige Gruppierungen zwingen Millionen Menschen zu fliehen und in anderen Regionen des Landes Schutz und Sicherheit zu suchen. Daneben leidet das Land besonders stark unter den Auswirkungen der Klimakrise und wird immer wieder von Trockenperioden und verheerenden Dürren heimgesucht. Hunger, Konflikte und Vertreibung erschweren die Lage im Land. Vor allem für Kinder ist die Situation in Nigeria ernst: Rund zwei Millionen Kinder leiden an akuter Mangelernährung.

Unsere Ernährungsbeauftragte Fatima Wakilamtu arbeitet im Nordosten Nigerias. Ihr Ziel ist es, dass kein Kind aufgrund von Hunger ernsthaft oder gar lebensgefährlich erkrankt oder in seiner Entwicklung geschädigt wird. Deshalb arbeitet sie in zahlreichen Gemeinden mit Müttern und Vätern in Workshops zusammen. Sie berät und schult Eltern darin, ihre Kinder im Säuglings- und Kleinkindalter trotz widriger Bedingungen, ausgewogen zu ernähren. In Workshops klärt sie Eltern über den Schutz und die Nährstofffülle der Muttermilch auf und versucht Mythen und Vorurteile gegen das Stillen abzubauen. Daneben lernen Eltern, wie sie frühzeitig Mangel- und akute Unterernährung bei ihren Kindern und den Kindern der Gemeinde feststellen können und stellt Kontakt zu den nächstgelegenen Kliniken her, in denen Kinder behandelt werden können. Schließlich lernen Eltern in Fatimas Kursen auch, wie sie selbst mit einfachen Mitteln Obst und Gemüse anbauen und so ihre Kinder ausgewogen ernähren können.

"Ich mache diese Arbeit, weil ich das, was ich tue, liebe," berichtet Fatima glücklich und stolz.

 

Nigeria

Zu Besuch bei einer Kursteilnehmerin

Heute besucht Fatima eine ihrer Kursteilnehmerin. Die 29-jährige Bilkisu Muhammad ist Mutter von fünf Kindern. Sie musste aufgrund von Unruhen aus ihrem Heimatort fliehen und lebt jetzt in der Großstadt Maiduguri. Nachdem die Familie hier Schutz gefunden hat, schloss sich Bilkisu der „Mutter-zu-Mutter“ Gruppe an, in der sie lernte, wie sie sich während ihrer Schwangerschaft und nach der Geburt um ihre Kinder kümmern kann. Nach ihrer Ausbildung in der Gruppe hat sie festgestellt, dass Muhammad dank des Wissens, das sie in der Ausbildung erhalten hat, gesundheitlich stabiler ist als ihre anderen vier Kinder. Als leidenschaftliche Landwirtin hat sie in dem Kurs gelernt, wie sie trotz der Dürre Gemüse anbauen kann. In ihrem Innenhof baut Bilkisu heute Mais, Okra und andere Gemüsesorten an, die sie für den Eigenbedarf erntet.

Das erlernte Wissen gibt die junge Mutter an andere Mütter und Väter in der Gemeinde weiter und hilft Ihnen so wiederum, die eigenen Kinder von Mangelernährung oder Krankheiten zu schützen.

„Ich bin stolz auf die ausgebildeten Frauen aus meinen Mutter-zu-Mutter-Gruppen, denn die meisten dieser Frauen haben keine Ausbildung, aber sie lieben ihre Arbeit. Sie machen sie gerne. Nach dem Kurs können die Frauen zwischen einem unterernährtem und einem gut ernährten Kind unterscheiden. Und sie bringen ihr erlerntes Wissen in ihre Gemeinden. Selbst wenn IRC nicht mehr vor Ort sein sollte, bin ich mir sicher, dass diese Mütter die gute Arbeit fortsetzen werden“, erzählt Fatima voller Zuversicht.

Die Mama-MUAC-Methode

Bei ihrem heutigen Hausbesuch erklärt Fatima der fünffachen Mutter, woran sich Mangelernährung früh und rechtzeitig erkennen lässt. Mit dem Mama-MUAC-Methode wird den Müttern beigebracht, wie sie den mittleren Oberarmumfang bei Kindern mit Hilfe eines farbcodierten Bandes messen können. Ihnen wird erklärt, wofür jede Farbe auf dem Band steht. Kinder mit akuter Unterernährung sollen von den ausgebildeten Müttern in das nächstgelegene Gesundheitszentrum gebracht werden. Durch diese einfache, aber effiziente Methode können vor allem viele Kinder in ländlicheren und schwer zugänglichen Regionen, von den ausgebildeten Müttern schnell auf akute Unterernährung untersucht werden.

Nigeria

 

So hilft IRC in Nigeria

IRC begann 2015 die Ernährungsprogramme im Nordosten Nigerias aufzubauen und ist derzeit in den drei Bundesstaaten Borno, Adamawa und Yobo im Einsatz. In den Regionen hat IRC fünf Stabilisierungszentren aufgebaut und leitet diese. Hier werden Kinder mit schwerer Unterernährung, Ödemen oder Appetitlosigkeit behandelt und ihre Familien unterstützt. Die Kinder erhalten hier unter anderem eine kalorienreiche Spezialnahrung auf Erdnuss-Basis.

Zusätzlich zu der stationären Behandlung unterstützt IRC Familien bei ambulanten therapeutischen Behandlungen, der Ernährung von Säuglingen und Kindern sowie mit einem gezielten Ergänzungsnahrungsprogramm.