IRC leitet Maßnahmen zur Reaktion auf die humanitäre Krise im Nahen Osten ein
- IRC reagiert auf die sich rapide zuspitzende Situation in Gaza, wo Millionen von Menschen dringend humanitäre Hilfe benötigen.
- IRC fordert einen humanitären Waffenstillstand, um den dringenden humanitären und Schutzbedürfnissen den Weg zu ebnen.
- Da 95 % der Einwohner keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und 64 % der medizinischen Grundversorgungseinrichtungen im Gazastreifen geschlossen sind, warnt IRC vor einem drohenden Ausbruch von Infektionskrankheiten.
In Gaza sind derzeit mehr als 2 Millionen palästinensische Zivilist*innen jeden Tag Gefahren und Desaster ausgesetzt. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen bezeichnet dies als eine „humanitäre Katastrophe“. Hilfslieferungen von Ägypten nach Gaza haben begonnen: IRC leitet nach Einschätzung der Lage Maßnahmen ein, um humanitären Bedarfen aufgrund des aktuellen Konflikts zu begegnen.
Der eskalierende Konflikt im Nahen Osten vom 7. Oktober und die Lage seither haben Tod und Zerstörung zur Folge. Tausende Kinder wurden getötet, Hunderte Geiseln befinden sich noch immer in Gefangenschaft, Dutzende humanitäre Helfer*innen wurden getötet und am 1. November wurde ein Geflüchtetenlager angegriffen.
Die Menschen in Gaza haben keinen Zugang zu Strom, Treibstoff, Lebensmitteln oder Wasser. Die Zivilbevölkerung kann aus dem Gebiet weder ein- noch ausreisen. Krankenhäuser in Gaza können das Ausmaß der Verletzungen kaum bewältigen und Vorräte fehlen. Da die Treibstoffreserven zur Neige gehen, sind Ärzt*innen und Pfleger*innen nicht mehr in der Lage, kranke und verletzte Menschen angemessen zu behandeln. Laut den Vereinten Nationen werden Eltern bald Lebensmittel und Wasser für ihre Kinder ausgehen.
Da 95 Prozent der Bewohner*innen in Gaza keinen Zugang zu sauberem Wasser haben und 1,5 Millionen Menschen auf engstem Raum untergebracht sind, warnt IRC vor einem drohenden Ausbruch von Infektionskrankheiten. Die Bewohner*innen in Gaza sind auf verunreinigte Wasserquellen angewiesen und haben keinen Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen und Hygiene, so dass sich durch Wasser übertragene Krankheiten wie Cholera und Typhus ausweiten werden.
Hilfsorganisationen erleben enorme Zugangshindernisse für die humanitäre Hilfe nach und um Gaza, die durch die Kampfhandlungen und langsame, komplizierte Kontrollen am Grenzübergang Rafah verursacht werden, sowie dem gefährlichen Mangel an Treibstoff. Berichten zufolge führen derzeit nur vier von 70 Organisationen, die vor der Eskalation in Gaza tätig waren, ihre Aktivitäten teilweise fort.
Es muss unbedingt verhindert werden, dass es zu weiteren Todesfällen und menschlichem Leid für die palästinensische Zivilbevölkerung in Gaza kommt. Hilfslieferungen von Ägypten nach Gaza haben begonnen: IRC leitet nach Einschätzung der Lage Maßnahmen ein, um humanitären Bedarfen aufgrund des aktuellen Konflikts zu begegnen. Ein IRC-Team ist vor Ort in Ägypten und arbeitet zusammen mit Partnerorganisationen daran, Hilfsgüter zu liefern, maßgeschneiderte und spezialisierte Unterstützung in den Bereichen Gesundheit, Wasser und Sanitärversorgung (WASH) zu leisten, und den Schutz von Kindern und Frauen und psychosoziale Maßnahmen zu gewährleisten.
Die Arbeit baut auf Mechanismen auf, die IRC in anderen Krisenkontexten entwickelt hat, und die durch engmaschiges Monitoring und sorgfältige Prüfungen sicherstellen, dass unsere Hilfe die Zivilbevölkerung erreicht, die sie am dringendsten benötigt.
IRC fordert dringend zu Folgendem auf:
- Gewährleistung von Hilfslieferungen durch einen humanitären Waffenstillstand
- Sofortige Freilassung von Geiseln
- Finanzierung von humanitärer Hilfe und gesicherter Zugang zur betroffenen Zivilbevölkerung
- Durchsetzung des Humanitären Völkerrechts
- Schutz der Zivilbevölkerung und humanitärer Helfer*innen
„Das humanitäre Leid in Gaza hat bereits katastrophale Ausmaße erreicht und wird sich verschärfen, wenn sich nicht sofort etwas ändert", sagt Bob Kitchen, IRC-Vizepräsident für Notfälle. " Auch wenn die anhaltende Gewalt und die Zerstörung die Hauptursachen für die hohe Sterblichkeitsrate sind, würde eine sofortige humanitäre Waffenruhe auch dazu beitragen, dass Hilfsorganisationen einer drohenden Gesundheitskrise innerhalb der ohnehin schon großen humanitären Krise zuvorkommen können.
Eine Unterbrechung der Kampfhandlungen muss auf bestimmte Art und Weise stattfinden, um Wirkung zu zeigen. Damit den Menschen wirklich geholfen werden kann, muss ein „humanitärer Waffenstillstand“ Folgendes beinhalten:
- Uneingeschränkte Lieferung von humanitären Hilfsgütern nach Gaza.
- Uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und Sicherheit der humanitären Helfer*innen.
- Uneingeschränkte Bewegungsfreiheit und Sicherheit und das Zusammenkommen der Zivilbevölkerung, um humanitäre Hilfe und Versorgung zu erhalten.
- Evakuierung von Kranken und Verwundeten innerhalb des Gebiets oder aus dem Gebiet heraus sowie zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung in Übereinstimmung mit dem Humanitären Völkerrecht.
- Sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln.
- Ein Zeitraum, der lang genug ist, um die Umsetzung der genannten Maßnahmen zu ermöglichen. Die Lage vor Ort zeigt, dass dazu mindestens fünf Tage benötigt werden.