Humanitäre Helfer*innen müssen nach dem internationalen humanitären Völkerrecht geschützt werden.

  • IRC ist entsetzt über den israelischen Angriff bei dem sieben Mitarbeitende von World Central Kitchen getötet wurden, während sie in einer geschützten Zone Essen verteilten.
  • Alle humanitären Helfer*innen und Zivilist*innen müssen unter dem internationalen humanitären Recht geschützt werden.
  • Die genauen Auswirkungen des Vorfalls werden derzeit noch ermittelt. IRC ist weiterhin entschlossen so effektiv wie möglich auf die humanitäre Krise in Gaza zu reagieren.
  • Dieser Angriff fand einen Tag nach den schockierenden Berichten über den Tod von mehr als 20 Zivilist*innen und massiven Zerstörungen am Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza statt.
  • Gaza braucht einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand. Ein Waffenstillstand ist unabdingbar, um Zivilist*innen vor weiteren Schäden zu schützen und die notwendigen humanitären Hilfsmaßnahmen zu erleichtern.
Lies unsere Pressemitteilung vom 26. April

Gaza-Briefing

In Gaza sind derzeit mehr als zwei Millionen palästinensische Zivilist*innen mit Unsicherheiten und Gefahren konfrontiert. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen hat die Situation als eine „humanitäre Katastrophe“ eingestuft. IRC leitet nach Einschätzung der Lage Maßnahmen ein, um dem humanitären Bedarf zu begegnen.

Was sind die größten humanitären Herausforderungen?

Der Angriff vom 7. Oktober und der eskalierende Konflikt seither haben im Nahen Osten zahlreiche Todesfälle und weitreichende Zerstörung zur Folge. Nach aktuellen Angaben der OCHA wurden bis Januar 2024 mehr als 26.000 Menschen getötet, darunter 10.000 Kinder. Über 100 Geiseln, die von der Hamas entführt wurden, befinden sich noch immer in Gefangenschaft. Zahlreiche humanitäre Helfer*innen und über 150 UN-Mitarbeitende wurden getötet.

Die israelische Blockade der Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und lebenswichtigen Medikamenten und Hilfsgütern wirkt sich verheerend für Zivilist*innen in Gaza aus. Sie haben außerdem keinen Zugang zu Strom. 100 % der Menschen in Gaza sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Das ist der höchste je gemessene Anteil an Menschen mit akuter Ernährungsunsicherheit innerhalb eines Gebiets oder Landes. 

Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems und die Angriffe auf Krankenhäuser haben dazu geführt, dass ein großer Teil der Bevölkerung in Gaza keinen Zugang zu medizinischer Behandlung hat. Während der ersten sieben Wochen des Konflikts wurden 345 Fälle von Gewaltakten gegen Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal in Gaza sowie im Westjordanland dokumentiert. Aufgrund der knappen Treibstoffvorräte sind Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen nicht mehr in der Lage, kranke und verletzte Menschen angemessen zu behandeln. Gleichzeitig verhindern die anhaltenden Grenzschließungen, dass Patient*innen für Behandlungen nach Israel, Westjordanland oder Ostjerusalem reisen können. 

95 Prozent der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. 1,5 Millionen Menschen sind in überfüllten Gebäuden untergebracht. IRC warnt vor einem drohenden Ausbruch von Infektionskrankheiten. Die Menschen sind aufgrund der Wasserknappheit auf verunreinigte Quellen angewiesen. Zudem haben sie keinen Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen und Hygieneprodukten. Dadurch werden sich durch Wasser übertragene Krankheiten wie Cholera und Typhus ausbreiten. 

Israel hat nach dem 7. Oktober 2023 die Hilfslieferungen nach Gaza stark eingeschränkt. Vor dem Krieg erreichten täglich 500 Lastwagenladungen mit Hilfsgütern Gaza. Angesichts des erhöhten Bedarfs ist ein erheblicher Anstieg der Hilfslieferungen erforderlich. Doch tatsächlich kommt deutlich weniger Hilfe an. Die Lieferung von Hilfsgütern wird durch Straßenschäden, Treibstoffmangel sowie die Vertreibung und den Tod von humanitären Helfer*innen weiter erschwert. Der Wiederaufbau Gazas nach dem Ende der Kampfhandlungen ist stark davon abhängig, ob Israel den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen weiter einschränken wird.

Ein kleines Kind in einer gelben Jacke hält die Hand eines Erwachsenen, während sie durch ein zerstörtes Viertel in Gaza gehen.
Eine vertriebene Mutter und ihre Tochter gehen während einer vorübergehenden humanitären Feuerpause durch ein zerstörtes Stadtviertel.
Foto: Ashraf Amra/Anadolu via Getty Images
Wie hilft IRC?

Es muss unbedingt verhindert werden, dass es zu weiteren Todesfällen und Leid für die Zivilbevölkerung in Gaza kommt.  

IRC arbeitet zusammen mit Partnerorganisationen in Krankenhäusern, um lebenswichtige medizinische Versorgung zu leisten und grundlegende medizinische Ausstattung zu liefern. Dazu gehört auch die Entsendung eines medizinischen Notfallteams (Emergency Medical Team) in Zusammenarbeit mit Medical Aid for Palestinians (MAP) Traumafachärzt*innen, Chirurg*innen, Kinderärzt*innen sowie Expert*innen der Wasser- und Sanitärversorgung. Sie unterstützen Krankenhäuser mit Nothilfemaßnahmen und bieten verletzten Palästinenser*innen lebenswichtige medizinische Versorgung.  

IRC unterstützt Partnerorganisationen auch bei der Lieferung von Nahrungsmitteln und der Bereitstellung wichtiger Dienstleistungen in Notunterkünften. Dazu zählen Bargeldhilfe und psychosoziale Unterstützung, damit die Menschen ihre Grundbedürfnisse decken können.  

IRC stützt sich bei der Arbeit im besetzten palästinensischen Gebiet auf die weltweite Erfahrung und Expertise in der Nothilfe sowie auf unsere langjährige Präsenz in der Region. Im Jahr 2022 unterstützen IRC-Teams in Syrien, Libanon, Jordanien, Irak, Jemen und Libyen 6,3 Millionen Menschen. 

Was muss jetzt getan werden?

IRC fordert einen dauerhaften Waffenstillstand zum Schutz der Zivilbevölkerung, die Freilassung aller Geiseln und eine deutliche Verbesserung der Unterstützung für die Menschen in der gesamten Region Gaza.  

„Innerhalb weniger Wochen wurde Gaza zum gefährlichsten Ort der Welt für Zivilist*innen“, sagt Sam Duerden, Leiter des IRC-Krisenteams für das besetzte palästinensische Gebiet. „Zehntausende von Menschen wurden getötet, mehr als drei Viertel der Bevölkerung vertrieben und grundlegende Infrastrukturen zerstört. Im Moment brauchen die Menschen in Gaza umfangreiche humanitäre Hilfe, um zu überleben, aber vor allem die Wiederherstellung der öffentlichen Dienstleistungen und des Grundrechts, frei von Angst zu leben.“ 

Erfahre mehr darüber, warum ein sofortiger und dauerhafter Waffenstillstand für die Zivilbevölkerung in Gaza unabdingbar ist.