International Rescue Committee (IRC) ist zutiefst besorgt über die Berichte mehrerer Massengräber im Nasser-Krankenhaus in Khan Younis und im Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt. Die Massengräber wurden gefunden, nachdem sich das israelische Militär aus beiden Einrichtungen zurückgezogen hatte. 

Bob Kitchen, IRC-Vizepräsident für Notfalleinsätze, kommentiert:

„Wir sind entsetzt über die Berichte von Hunderten von Leichen, die in Massengräbern in Gesundheitseinrichtungen in Gaza verscharrt wurden. Bei einigen Verstorbenen soll es sich um ältere Menschen, Frauen und Verwundete handeln. Einige wurden mit gefesselten Händen und ohne Kleidung aufgefunden. Wir schließen uns nachdrücklich der Forderung des UN-Hochkommissars für Menschenrechte an, eine sofortige, gründliche und unabhängige Untersuchung dieser Vorfälle einzuleiten.

Im Januar dieses Jahres war das zweite Medizinische Notfallteam (EMT) von IRC und Medical Aid for Palestinians (MAP) im Nasser-Krankenhaus. Das Team musste ihre Arbeit einstellen, nachdem ihr Wohnkomplex von einem israelischen Luftangriff getroffen wurde. 

Die jüngsten Berichte über mehr als 320 Leichen, die bisher aus dem Nasser-Krankenhaus geborgen wurden, sind erschütternd. Sie bestätigen die schlimmsten Befürchtungen unseres damaligen Teams, dass die im Krankenhaus zurückgebliebenen Menschen großen Gefahren ausgesetzt waren. Wir haben den Kontakt zum medizinischen Personal und den Patient*innen im Nasser-Krankenhaus verloren und befürchten, dass sie unter den Toten sind.

Die Berichte aus dem Al-Shifa-Krankenhaus – der größten Gesundheitseinrichtung in Gaza – sind ebenso schockierend. Laut UN-Angaben ist das Krankenhaus nur noch ‘eine leere Hülle’. Mindestens 21 Patient*innen sollen während der israelischen Besetzung der Einrichtung gestorben sein. Im Hof des Krankenhauses wurden Massengräber gefunden.

Zivilist*innen müssen jederzeit und unabhängig von ihrem Aufenthaltsort geschützt werden. Das humanitäre Völkerrecht verbietet ausdrücklich Angriffe auf Krankenhäuser, Krankenwagen und medizinisches Personal. Es schützt auch Menschen mit medizinischen Bedarfen in bewaffneten Konflikten. Nach mehr als 200 Tagen der Zerstörung in Gaza müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Konflikt mit politischen und diplomatischen Mitteln zu beenden. 

Eine sofortige internationale und unabhängige Untersuchung dieser jüngsten schwerwiegenden Vorfälle ist absolut notwendig. Erneut bekräftigen wir unsere Forderung nach einem sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand. Nur so kann der Verlust weiterer ziviler Menschenleben verhindert werden.”