International Rescue Committee (IRC) hat eine vereinfachte Methode zur Behandlung von Unterernährung von Kindern entwickelt, die einfacher und kostengünstiger ist als bisherige Ansätze. Was künftig neuer Standard in der humanitären Hilfe werden soll, wird in Äthiopien bereits umgesetzt. Möglich macht dies der Traumtaler 2025 der Deutschen Postcode Lotterie (DPL): Mit der Förderung startete im Juni 2025 ein Pilotprojekt zur Behandlung akut unterernährter Kinder. In diesem Artikel erklärt unser äthiopischer Ernährungsexperte Abdurhaman Gidi, was diese Methode besonders macht und wie er und sein Team Familien in Äthiopien unterstützen.  

„GLUeK“ für Familien in Äthiopien 

Weltweit stirbt alle 15 Sekunden ein Kind an den Folgen von Unterernährung. In Äthiopien ist Unterernährung für 45 Prozent der Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren verantwortlich. In Mi'esso Woreda in der Oromia-Region ist eines von acht Kindern von akuter, lebensbedrohlicher Unterernährung betroffen. Durch die Folgen des Klimawandels, wie etwa wiederkehrende Dürren, verschärft sich die Lage weiter, jedes Jahr sind mehr Familien von Ernährungsunsicherheit betroffen.   

Mit dem Traumtaler zeichnet die DPL regelmäßig herausragende Projekte mit innovativen Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen aus. 2025 ging die Auszeichnung an IRC. Dank der Förderung in Höhe von zwei Millionen Euro können wir seit Juni 2025 das Projekt „GLUeK -Globale Lösung bei Unterernährung von Kindern“ in der Region Oromia umsetzen und betroffene Familien unterstützen. Bis zum Ende des Projekts 2027 sollen 26.000 Kinder unter fünf Jahren erreicht werden.   

Einfache Lösungen, große Wirkung –  so funktioniert GLUeK  

GLUeK verbindet in vier Schritten eine vereinfachte Diagnose- und Behandlung von Unterernährung mit wirksamen Präventionsmaßnahmen:   

  1. Früherkennung: Eine frühzeitige Diagnose von akuter Unterernährung ist entscheidend, um Krankenhausaufenthalte sowie die Auswirkungen von Unterernährung bei Kindern zu minimieren.
  2. Vereinfachte Behandlung: IRCs Ansatz zielt darauf ab, die Behandlung von Unterernährung von Kindern zu vereinfachen und zu vereinheitlichen.
  3. Stärkung der Ernährungssicherheit: Ein nachhaltiger Zugang der Familien zu nährstoffreichen Lebensmitteln ist entscheidend für die Vorbeugung von Unterernährung.
  4. Advocacyarbeit: IRC setzt sich dafür ein, dass dieser Ansatz zukünftig landesweit umgesetzt wird – und damit als  Vorbild für andere Länder dienen kann. 

Wie das in der Praxis funktioniert, erzählt Abdurhaman Gidi, IRC-Ernährungsexperte in Äthiopien, der das Projekt von Anfang an begleitet hat.

Ernährungsexperte Abdurahman Gidi beim Besuch einer Gesundheitsklinik in Deder, Äthiopien.
Ernährungsexperte Abdurahman Gidi beim Besuch einer Gesundheitsklinik in Deder, Äthiopien.
Foto: Iuna Vieira

Abdurhaman, das Projekt läuft erst seit wenigen Monaten, welcher Moment ist dir bisher besonders im Gedächtnis geblieben? Bei der Veranstaltung zum Projektstart von „GLUeK“ wurde IRC vom Vertreter des regionalen Gesundheitsamts für unser Engagement in der Nothilfe in der Region Oromia gewürdigt. Die Unterstützung durch die lokale Gesundheitsbehörde ist entscheidend für den Erfolg unseres Pilotprojekts. 

Wie wird die Früherkennung von Unterernährung verbessert? 

Im Projekt lernen Eltern, Anzeichen akuter Unterernährung bei ihren Kindern frühzeitig selbst zu erkennen – etwa durch das Messen des Oberarmumfangs.  Zudem  werden alle Kinder, die Gesundheitszentren aus anderen Gründen wie Impfungen aufsuchen, systematisch auch auf Unterernährung untersucht. 

Was bedeutet eine „vereinfachte Behandlung“? 
Statt wie bisher in der humanitären Hilfe üblich zwei verschiedene Mittel für unterschiedliche Schwergrade der Unterernährung einzusetzen –  die zudem oft nicht am selben Ort erhältlich waren – kommt nur noch ein einziges Mittel für alle betroffenen Kinder zum Einsatz.. Dabei handelt es sich um eine spezielle Erdnusspaste, mit lebenswichtigen Nährstoffen. Sie wird nach einem von IRC entwickelten und wissenschaftlich erprobten Behandlungsprotokoll verabreicht.   

Ernährungsexperte Abdurahman Gidi untersucht die kleine Fidiya
Ernährungsexperte Abdurahman Gidi untersucht die kleine Fidiya bei der vor einiger Zeit Unterernährung diagnostiziert wurde. Durch die effektive Behandlung von IRC ist sie wieder vollkommen gesund.
Foto: Yilmazer Birhanu

Wie können betroffene Familien Rückfälle verhindern? 

Familien erhalten Saatgut, Werkzeuge und Schulungen, um nährstoffreiche und klimaresiliente Lebensmittel wie Süßkartoffeln, Bohnen und Sorghum anzubauen. Zusätzlich bekommen sie Ziegen, die sie für die Milchproduktion züchten. Unsere Gesundheitshelfer*innen besuchen die Familien zuhause. Von ihnen können die Eltern lernen, wie sie trotz ihrer schwierigen Lebensbedingungen für eine ausgewogene Ernährung und die Gesundheit ihrer Kinder sorgen können. 

Wie geht es nach Ablauf des Projekts weiter? 
Um die Nachhaltigkeit der Maßnahmen gegen Unterernährung sicherzustellen, arbeiten wir mit lokalen Partnerorganisationen und dem äthiopischen Gesundheitsministerium zusammenarbeiten. Ziel ist es,  deren Kapazitäten zur Früherkennung, sofortige Behandlung und Prävention von Unterernährung zu stärken. Partnerschaften mit landwirtschaftlichen Forschungszentren und Bauernverbänden fördern zudem  klimaangepasste Anbaumethoden, die langfristige Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit über die Projektlaufzeit hinaus gewährleisten. Darüber hinaus  stellen wir den Ansatz lokalen und nationalen Entscheidungsträger*innen vor, um die breite Anwendung in Äthiopien zu ermöglichen – und so ein Modell für andere Länder zu schaffen, die vor  ähnlichen Herausforderungen im Bereich der Unterernährung stehen.  

Frau zeigt gemahlene Samen
Die dreifache Mutter Sartu lässt Getreide mahlen, dass sie mit Unterstützung von IRC für Ihre Familie besorgen konnte.
Foto: Iuna Vieira

 

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Unterstützt von Teilnehmer*innen der Deutschen Postcode Lotterie

Vielen Dank an allen Teilnehmenden der Deutschen Postcode Lotterie für die großzügige Unterstützung, die dieses Projekt ermöglicht. Sie tragen dazu bei, dass Millionen von Kindern weltweit langfristig Zugang zu einer lebenswichtigen Behandlung erhalten.