Auswärtiges Amt und IRC unterstützen mit neuem Regionalprojekt Frauen und Kinder im Umgang mit den Folgen der COVID-19-Pandemie in sechs afrikanischen Ländern.  

Geschlechtsspezifische Gewalt, Unterernährung und mangelnde Gesundheitsversorgung, fehlende psychosoziale Unterstützung und Vernachlässigung von Kindern: die COVID-19-Pandemie verstärkt in vielen Ländern schon bestehende Probleme und Krisen. Es sind vorallem Frauen und Kinder, die von diesen negativen Auswirkungen der Pandemie betroffen sind. In Burundi gaben 68 Prozent der von IRC befragten Frauen an, dass sie über den Verlust ihrer Kleinunternehmen besorgt sind. 50 Prozent der in den letzten sechs Monaten befragten Frauen berichteten von einer Zunahme häuslicher Gewalt. Auch Kinder sind durch die Pandemie größeren Gefahren ausgesetzt. In Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo benötigen 31 Prozent der zwei Millionen vertriebenen Kinder dringend Schutz. Im Kongo wie im Südsudan führten die Schulschließungen im Jahr 2020 dazu, dass mehr Kinder von bewaffneten Gruppen rekrutiert wurden.

Das sind nur einige Beispiele für Schutzbedarfe –und genau hier setzt das „Afrika Regionalprojekt“ von Auswärtigen Amt und IRC an. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt mit insgesamt 11,8 Millionen Euro gefördert. Rund 250.000 Menschen sollen von dem Regionalprojekt profitieren. Die Gelder werden bedarfsspezifisch für die Bedürfnisse von Binnenflüchtlingen, Rückkehrer*innen, Gastgemeinden und besonders gefährdeten Gruppen in den sechs Ländern eingesetzt, in denen Unterstützungsleistungen am dringendsten benötigt werden, um so den größtmöglichen Nutzen zu gewährleisten. Das Programm läuft vom 1. Juni 2021 bis 31. Mai 2023 in sechs verschiedenen Ländern: Burundi, Demokratische Republik Kongo, Kenia, Südsudan, Sudan und Tansania. 

Eine Frau in Südsudan fährt mit einem Boot durch einen Sumpf.
Konflikte in Südsudan haben tausende Menschen dazu gezwungen, ihr zuhause zu verlassen. Viele mussten durch die Sümpfe auf "Inseln" fliehen, wo es keinen Zugang zu Essen, sauberem Wasser oder medizinischer Versorgung gibt. IRC arbeitet in der Region rund um Nyal und bietet medizinische Versorgung und Schutz für die lokale Gemeinde und vertriebene Südsudanes*innen an.
Foto: Kellie Ryan / IRC

Vor allem Frauen und Kinder stehen im Fokus des Projekts. 90 Prozent der Klient*innen sind Frauen und Kinder. Ziel ist es, die Sicherheit von Kindern, Frauen und Mädchen in ihrem Zuhause und ihren Gemeinden zu verbessern, sie nach Gewalterfahrungen zu unterstützen sowie ihren Zugang zu Gesundheits- und psychosozialer Versorgung zu stärken. Außerdem sollen übertragbare und nicht-übertragbare Krankheiten sowie Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt in einem ersten Schritt vermieden und besser behandelt werden. Gleichzeitig werden stark gefährdete Haushalte bei der Sicherstellung ihrer Existenzgrundlage durch Bargeldleistungen (Multipurpose Cash Assistance)unterstützt. Das Regionalprojekt Afrika konnte kurz nach seinem Start schon erste Erfolge verzeichnen. In Kanynhial im Südsudan hat IRC mit Mitteln des Auswärtigen Amts den ersten Schutzraum für Frauen und Mädchen in der Gemeinde errichtet. Dieser hat wesentlich dazu beigetragen, den Frauen und Mädchen, einschließlich Überlebenden von Gewalt, zeitnah Unterstützung und Versorgung zu gewähren

Innovative Ansätze in der humanitären Hilfe

Das Regionalprojekt verfolgt zudem einen innovativen Ansatz, um humanitäre Hilfe effizienter zu gestalten. Flexibilität und Lokalisierung sind die Grundpfeiler des innovativen Projekts, um den Schutz von Frauen, Mädchen und Kindern sowie die enge Zusammenarbeit und Stärkung von lokalen Akteuren vor Ort zu gewährleisten.

Zusätzlich zur Gewährleistung von Flexibilität, Bedarfsorientierung und Planbarkeit ermöglichen Lerninitiativen zwischen den implementierenden Länderteam seine konstante Qualitätsverbesserung für Menschen, für die sich das Auswärtige Amt und IRC kontinuierlich einsetzen. Damit die Unterstützung die Menschen vor Ort effizient und direkt erreichen kann, arbeitet IRC im Rahmen der Lokalisierungsstrategie mit lokalen Organisationen als Implementierungs- und Kooperationspartnern in den Zielländern zusammen. 

„Mit unserer flexiblen Förderung dieses Regionalprojekts ermöglichen wir IRC, schnell auf sich verändernde humanitäre Notlagen in sechs afrikanischen Ländern zu reagieren", sagt Susanne Fries-Gaier, Beauftrage für humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt. „Flexible humanitäre Mittel sind wirksamer als eng zweckgebundene, da sie dort eingesetzt werden können, wo der Bedarf gerade am größten ist. Deshalb wollen wir auch in Zukunft einen immer größeren Anteil unserer Mittel flexibel bereitstellen. Dazu haben wir uns auch im Rahmen des ‚Grand Bargain‘ –  dem wichtigsten und größten Reformprozess der humanitären Hilfe – verpflichtet.“

Sogenannte „Dignity Kits“ verteilt IRC im Auftrag des Auswärtigen Amts an Frauen und junge Mädchen, für die persönliche Hygiene häufig nur schwer möglich ist. Die Kits beinhalten neben waschbaren Binden auch praktische Utensilien wie Unterwäsche, Seife oder Zahnbürste und Zahnpasta.
Foto: IRC

Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt setzt IRC auf der ganzen Welt in Krisensituationen zahlreiche Projekte um. In afrikanischen Ländern, dem Nahen Osten sowie Südamerika und Asien unterstützt IRC –gefördert durch die deutsche Bundesregierung–in den Bereichen Schutz, gerade auch für Frauen und Kinder, Gesundheit, wirtschaftlicher Entwicklung und Rechtsstaatlichkeit. Zum Beispiel führte IRC von Juli bis Dezember 2020 mit der Förderung des Auswärtigen Amts ein globales Programm zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie in insgesamt zwölf Ländern durch, darunter auch die Demokratische Republik Kongo und Südsudan.