Aktuell sind 108,4 Millionen Menschen, mehr als jemals zuvor, auf der Flucht. Von Konflikten wie der Ukraine-Krise bis hin zu den zunehmenden klimatischen Herausforderungen in Ostafrika - die weltweite Instabilität nimmt zu, während das Recht auf Schutz scheinbar weiter schwindet. 

Doch wenn Geflüchtete willkommen geheißen werden, ist ihr Einfluss auf Kultur und Gesellschaft unermesslich. 

1. Zahra ist eine Nachrichtensprecherin

Zahra smiles
Diese engagierte Aktivistin für Geflüchtete und Frauenrechte hat ihre berufliche Laufbahn in Großbritannien fortgesetzt.
Foto: Elena Heatherwick/IRC

Zahra ist eine afghanische Geflüchtete, Journalistin und alleinerziehende Mutter. Sie und ihre beiden Kinder im Alter von 11 und 10 Jahren haben im August 2021 ihre Heimat Afghanistan verlassen und sind ins Vereinigte Königreich ausgewandert. Dort musste sie ihren Traumjob als TV-Nachrichtensprecherin zunächst aufgeben. 

Im Jahr 2022 absolvierte Zahra einen IRC-Führungskräftekurs, bei der Geflüchtete zu Mentor*innen ausgebildet werden. Seitdem setzt sie sich weltweit für die Rechte von Frauen ein. Sie hat bereits vor führenden Politiker*innen des britischen Parlaments ihre Geschichte erzählt, wie sie vor einem Konflikt geflohen ist. 

„Ich möchte, dass die Welt Afghanistan und allen Menschen in der Welt, die in Gefahr sind, beisteht”, sagt Zahra. „Es sollte keinen Unterschied zwischen Geflüchteten und der Art und Weise geben, wie Menschen aus verschiedenen Ländern behandelt werden. Ich will Gleichberechtigung für alle - egal ob sie aus der Ukraine, Afghanistan oder einem anderen Land kommen, sie sollten die gleichen Rechte haben.” 

Seit ihrer Flucht ins Vereinigte Königreich träumt Zahra davon, einen Master-Abschluss zu machen und ihre Karriere als Journalistin wieder aufzunehmen. Vor kurzem wurde dieser Traum wahr, als Zahra einen Traumjob als freie Mitarbeiterin bei der BBC ergatterte.

2. Palina Rojinski ist eine Moderatorin, Schauspielerin und DJane

Palina Rojinski zählt zu unseren neun gefeierten Aktivistinnen am Weltflüchtlingstag 2023 und hat eine bemerkenswerte Lebensgeschichte. Als Kind russischer Einwanderer musste sie sich in Deutschland ein neues Zuhause aufbauen, was nicht ohne Herausforderungen blieb. Während ihrer Schulzeit wurde sie häufig Zielscheibe von Hänseleien.

Dennoch ließ sich Palina von diesen Erfahrungen nicht entmutigen. Heute nutzt sie ihre Bekanntheit als TV-Moderatorin und Schauspielerin, um über die Herausforderungen und Hindernisse zu sprechen, mit denen Geflüchtete in Deutschland konfrontiert sind, um das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu schärfen. Mit ihrer offenen und empathischen Art inspiriert sie andere dazu, Vorurteile zu überwinden und Solidarität zu zeigen.

Offenheit ist wichtig. Diese Offenheit sollte man zeigen. Das geht alles mit Händen und Füßen!

3. Sara Mardini ist eine heldenhafte Geflüchtete

Sara Mardini
Als ehemalige Schwimmerin setzt sich Sara Mardini für die Rechte von Geflüchteten im Mittelmeer ein.
Foto: Vanco Dzambaski

Sara Mardini erlangte internationale Bekanntheit durch ihre Rettungsaktion im Mittelmeer. Die wahre Geschichte der syrischen Schwimmerinnen Sara und Yusra Mardini, die bei den Olympischen Spielen antraten, wurde im Netflix-Film „The Swimmers” dokumentiert. Als Passagierin auf einem Flüchtlingsboot half sie anderen Schutzsuchenden, als ihr Boot im Mittelmeer in Seenot geriet.

Ihre Tapferkeit und Entschlossenheit symbolisieren den unermüdlichen Kampf von Geflüchteten um Sicherheit und Überleben. Aufgrund ihrer humanitären Arbeit auf der Insel Lesbos wurde Sara angeklagt. Dort hat sie durch Such- und Rettungsaktionen für Asylsuchende auf dem Meer Leben gerettet. Saras Mut zeigt die außergewöhnliche Menschlichkeit, die selbst in den gefährlichsten Situationen zum Vorschein kommen kann.  

Ich rede mit ihnen darüber. Ich sage ihnen: 'Ich weiß, wie ihr euch fühlt, denn ich habe das auch durchgemacht. Ich habe es erlebt und überlebt'. Und sie fühlen sich besser, weil ich eine Geflüchtete bin wie sie.

Ihre inspirierende Geschichte motiviert uns dazu am Weltflüchtlingstag und jeden Tag, uns weltweit für die Rechte von Geflüchteten einzusetzen und sie willkommen zu heißen. 

4. Nelson ist ein Trendsetter 

Nelson mit einem Kunden in seinem Friseursalon
Nelsons Traum war es, seinen eigenen Friseursalon in Kampala zu eröffnen.
Foto: Nichole Sobecki/IRC

Der 24-jährige Nelson floh aus seiner Heimat in der Demokratischen Republik Kongo, nachdem sein Onkel wegen seiner Arbeit als Anwalt getötet und seine gesamte Familie bedroht wurde. 

Als Nelson in Kampala ankam, wusste er, dass er Englisch lernen und einen Job finden musste. Da er bereits in der DR Kongo Erfahrung im Haarschneiden gesammelt hatte, verwendete er das wenige Geld, das er hatte, nicht für neue Kleidung oder ein Handy, sondern um sich ein Paar Haarschneidemaschinen zu kaufen. 

Mit ihnen ging er von Tür zu Tür und fragte die Leute, ob sie sich die Haare schneiden lassen möchten. Als er begann, damit etwas Geld zu verdienen, träumte er davon, seinen eigenen Friseursalon in Kampala zu eröffnen. 

Durch das FIND-Programm wurde er mit Mentorin Nabaasa Allen, Inhaberin des New Star Salons, zusammengebracht. Nabaasa schulte Nelson, so dass er seinen Friseurladen zu einem Unisex-Salon ausbauen konnte, der seiner neuen Gemeinschaft dient. 

An seinem Job liebt Nelson vor allem die Momente, in denen er das strahlende Lächeln in den Gesichtern seiner Kund*innen sieht, während er ihnen ihre neuen Frisuren präsentiert. „Nicht nur der Kunde fühlt sich gut, sondern auch ich fühle mich selbstbewusster.” 

5. MoTrip ist ein Rapper

MoTrip bei der 1Live Krone
MoTrip engagiert sich für die erfolgreiche Integration von Geflüchteten durch Musik.
Foto: Raimond Spekking

Aufgrund des Bürgerkriegs in Libanon wanderte MoTrip im Alter von nur einem Jahr mit seiner Familie nach Deutschland aus. Heute ist er als renommierter Rapper und Produzent bekannt. MoTrip engagiert sich aktiv für Geflüchtete und setzt sich mit Leidenschaft für ihre erfolgreiche Integration ein. Durch die Organisation und Durchführung musikalischer Workshops und Projekte fördert er ihre kreativen Fähigkeiten und nutzt die kraftvolle Ausdrucksweise der Kunst, um ihre Stimmen zu stärken. 

Im Libanon geboren, haben die Krisen uns geformt. Hinter uns der Krieg, deshalb fliehen wir nach vorn.

6. Sepideh Moafi ist eine Menschenrechtsaktivistin

Sepideh schaut in die Kamera
Sepideh ist Schauspielerin, Sängerin, Verfechterin von Geflüchtetenrechten und IRC-Botschafterin.
Foto: Andrew Oberstadt/IRC

Sepideh Moafi wurde in einem Flüchtlingslager in Deutschland geboren, wo ihre Eltern nach ihrer Flucht aus dem Iran lebten. Nachdem sie zwei Jahre in der Türkei und dann in Deutschland politisches Asyl und den Status als Geflüchtete beantragten, erhielten sie ein Visum für die USA. Hier verbrachte die Familie Jahre damit, ihr Leben in einem fremden Land von Grund auf neu aufzubauen. 

Heute ist sie eine iranisch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin, eine inspirierende Verfechterin der Rechte von Geflüchteten und eine IRC-Botschafterin.  

„Wie kann es sein, dass ich den Luxus habe, meinen Traum zu verfolgen, während diese ebenso außergewöhnlichen Menschen leiden und ihnen ein Zuhause und grundlegende Menschenrechte verweigert werden, während sie unvorstellbares Leid ertragen müssen, unter denen auch meine Familie gelitten hat?“ fragte Sepideh in einem selbst verfassten Essay, den sie über ihre eigenen Erfahrungen als Geflüchtete veröffentlichte.  

Das Leben als Geflüchtete hat mein Leben geprägt und ich fühle mich dazu berufen, nicht nur zur dazu beizutragen, Stigma zu beseitigen, sondern auch unsere kämpfenden Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt als Menschen zu behandeln.

7. Hadnet Tesfai ist eine Journalistin und Moderatorin

Hadnet schaut in die Kamera
Hadnet ist eine bedeutende Stimme der deutschen Black Lives Matter-Bewegung. Als Journalistin und Moderatorin setzt sie sich für die Erfahrungen/ Rechte von BiPoC Migrant*innen und Geflüchteten ein, insbesondere durch ihren Instagram-Kanal.
Foto: Frank Schwichtenberg

Hadnet Tesfai, Tochter eritreischer Geflüchteter, ist eine bedeutende Stimme in der deutschen Black Lives Matter-Bewegung. Als Journalistin und Moderatorin nutzt sie ihre Reichweite, um über die Erlebnisse von BiPoC Migrant*innen und Geflüchteten zu informieren. Im Jahr 2020 initiierte sie gemeinsam mit Aminata Belli die beliebte Instagram-Talkreihe „Sitzplatzreservierung”, die als direkte Reaktion auf die Black Lives Matter-Bewegung und den Umgang damit in den deutschen Medien entstand. Mit dieser einflussreichen Initiative setzten sie ein wichtiges Zeichen und schafften einen offenen und ehrlichen Diskurs über Rassismus.

Mit ihren Podiumsdiskussionen kreiirt sie Aufmerksamkeit für die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten und Herausforderungen, mit denen Schwarze Menschen und Geflüchtete aus aller Welt in Deutschland konfrontiert sind. Hadnet Tesfai inspiriert mit ihrer Persönlichkeit zu positiven Veränderungen und setzt ein starkes Zeichen für Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. 

8. Oleksandra ist eine Pädagogin 

Oleksandra schaut in die Kamera
Oleksandra, 54, ist Leiterin der Studentenvereinigung am Sloviansk Chemical and Mechanical Technical College, das seinen Betrieb nach Dnipro evakuiert hat, wo sie derzeit auch lebt. „Als der Krieg begann, war das ein Schock für mich, ich konnte nicht verstehen, wie das sein kann“, sagte sie. Der Aufenthalt in Dnipro ist eine Möglichkeit für sie, Kraft zu tanken, sich zu erholen und positiv zu bleiben.
Foto: Jack Hewson/IRC

Oleksandra, 53, arbeitet an einer Hochschule in der Ukraine. Als der Krieg mit Russland begann, waren sie und ihre Kolleg*innen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen und in eine sicherere Region der Ukraine zu fliehen. Oleksandra organisierte die gesamte Logistik, denn sie war es gewohnt, große Projekte zu übernehmen.  

Jetzt lebt sie gemeinsam mit ihren Kolleg*innen in einer Herberge mit fünf Katzen und einem Hund, von wo aus sie online unterrichten. In Krisenzeiten sind Pädagog*innen wie Oleksandra eine stabilisierende Kraft, egal ob aus der Ferne oder vor Ort. 

„[Meine Hoffnung ist] natürlich, nach Hause zurückzukehren. Und unsere zerstörte Hochschule wieder aufzubauen… damit der Unterricht und die Treffen mit den Student*innen nicht online, sondern persönlich stattfinden können. Das ist mein Traum.“ 

Ich muss immer etwas tun, jemandem helfen, sogar arbeiten... Wenn sich jemand an mich wendet, weise ich ihn nicht ab. Ich kümmere mich um sie.

9. Tedros Teclebrhan ist ein Komiker

Tedros „Teddy“ Teclebrhan ist ein talentierter Komiker, Schauspieler und Aktivist. Als Kind aus Eritrea kam er mit seiner Familie nach Deutschland und entwickelte sich schon früh zu einem herausragenden Entertainer, der das Publikum mit seinem einzigartigen Humor, Witz und seiner Vielseitigkeit bei der Darbietung von Comedy begeistert. Er erlangte 2011 mit seinem YouTube-Video „Umfrage zum Integrationstest“ Anerkennung. Teddy nutzt seine Reichweite, um Vorurteile abzubauen, Bewusstsein zu schaffen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.  

Neben seiner künstlerischen Arbeit engagiert er sich auch in verschiedenen Projekten für Geflüchtete, wie z.B. durch die Unterstützung von Integrationsprogrammen, karitativen Veranstaltungen und sozialen Initiativen. Anlässlich des Weltflüchtlingstages erinnert er uns daran, dass jeder Mensch einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann, unabhängig von seiner Herkunft. 

Entdecke Persönlichkeiten, deren Geschichte, du am Weltflüchtlingstag 2023 und darüber hinaus teilen kannst, um Geflüchteten zu helfen, sich willkommen zu fühlen.