In Zeiten von Krisen, Kriegen und anderen Notlagen ist es wichtig, vorausschauend zu handeln und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Schnelle Entscheidungen können mit Risiken verbunden sein, insbesondere wenn es um deine Arbeit oder Unterkunft geht. Jeden Tag sind Menschen in Deutschland von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen.

Hier sind einige Schritte, wie du dich vor Menschenhandel und Ausbeutung in Deutschland schützen kannst, wie du gefährliche Situationen erkennst und welche Hilfsangebote es gibt.

Hinweis: Bitte beachte, dass das Video auch in Englisch, Ukrainisch und Russisch verfügbar ist.

Wie kann mein Arbeitsvertrag mich vor Ausbeutung und Menschenhandel schützen?

Wenn du eine Arbeit annimmst, bestehe auf einem rechtskräftigen Beschäftigungsvertrag. In Deutschland ist dies Pflicht und durch diese Vereinbarung werden deine Rechte als Geflüchtete*r sowie Arbeitnehmer*in geschützt, während du gleichzeitig eine angemessene Entlohnung erhältst - mit einem Mindestlohn von 12€ pro Stunde im Jahr 2023. Verpflegung und Unterkunft sind allein nicht ausreichend, daher ist es wichtig, dass du dich für eine sichere Beschäftigung entscheidest. Diese Sicherheit bietet nicht nur Gewährleistung bezüglich deiner Bezahlung, sondern dient auch als klare rechtliche Grundlage, die dich vor Ausbeutung und unfairen Arbeitsbedingungen schützt.

Welche Vorkehrungen kann ich treffen, um mich in Notsituationen zu schützen?

Gib niemals deinen Ausweis ab und behalte dein Handy immer bei dir. Merke dir wichtige Notrufnummern, damit du im Falle eines Notfalls schnelle Hilfe erhalten kannst. Es ist auch ratsam, Codewörter mit vertrauenswürdigen Personen wie Freunde und Familie zu vereinbaren, um in schwierigen Situationen unauffällig Hilfe zu signalisieren. Mache ein Foto vom Nummernschild, wenn du in einem Auto mitfährst und sende es an eine Person, der du vertraust. Diese einfache Vorsichtsmaßnahme kann äußerst hilfreich sein, um deinen Aufenthaltsort zu teilen und für zusätzliche Sicherheit zu sorgen. Wenn jemand dagegen Einspruch erhebt, fahre lieber nicht mit und vertraue deinem Gefühl.

Warum sind soziale Kontakte und mein Privatleben wichtig zur Vorbeugung von Menschenhandel und Ausbeutung? 

Soziale Kontakte und ein geschütztes Privatleben bieten dir eine unterstützende Gemeinschaft und können potenzielle Täter*innen abschrecken. Indem du in Kontakt mit Menschen bleibst, die nichts mit deiner Arbeit zu tun haben, kannst du offen über deine Sorgen sprechen und dich austauschen, was dir wiederum helfen kann, Risiken frühzeitig zu erkennen. Du solltest dir den Kontakt zu anderen nicht verbieten lassen, da dein Privatleben deine persönliche Angelegenheit ist und du das Recht hast, dein soziales Umfeld selbstbestimmt zu gestalten.

Wie kann ich Menschenhandel und Ausbeutung erkennen? 

Menschenhandel und Ausbeutung können in verschiedenen Formen auftreten und sind nicht immer leicht zu erkennen. Hier sind einige Beispiele:

Wenn du bei anderen Menschen in deinem Umfeld oder bei dir selbst solche Anzeichen bemerkst, solltest du wachsam sein und umgehend Hilfe suchen. Du trägst keine Schuld, wenn du von Ausbeutung und Menschenhandel betroffen bist. Du hast das Recht dich zu schützen und Hilfe zu suchen, wenn du in eine schwierige Situation geraten bist. 

Wo finde ich Unterstützung bei Verdacht auf Menschenhandel?

Es gibt spezialisierte Organisationen und Fachberatungsstellen, die dir helfen können, wenn du von Menschenhandel oder Ausbeutung betroffen bist. Sie unterstützen dich dabei, deine Situation zu überprüfen und zu ändern, ohne dich zu etwas zu zwingen. Dabei entscheidest du selbst, was du tun möchtest.

Wenn du Hilfe benötigst, zögere nicht, Unterstützung zu suchen. Es gibt einige Anlaufstellen in Deutschland, die dir helfen können. Wir haben hier eine Übersicht erstellt, an die du dich wenden kannst:

Das Hilfetelefon für Frauen ist rund um die Uhr erreichbar und das Telefon für Männer steht tagsüber zur Verfügung. Diese Stellen bieten mehrsprachige Unterstützung, sind kostenfrei und anonym.

Wie IRC Schutz vor Menschenhandel und Ausbeutung bietet

Seit 2018 engagiert sich IRC in den Balkanländern, Deutschland, Italien und Griechenland gemeinsam mit 27 Partnern in 15 Ländern aktiv im Kampf gegen den Menschenhandel. Dabei liegt der Fokus darauf, sowohl potenzielle Betroffene als auch die breite Öffentlichkeit durch Sensibilisierungskampagnen und Informationsveranstaltungen über die Gefahren des Menschenhandels aufzuklären. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Unterstützung von Schutzmaßnahmen, einschließlich der Identifizierung von Betroffenen, um ihnen angemessene Unterstützung zu bieten. Durch die Bereitstellung von spezialisierten Dienstleistungen wird den Betroffenen eine Perspektive außerhalb der Ausbeutung ermöglicht. Zusätzlich strebt IRC an, die Reaktion auf den Menschenhandel von Geflüchteten in Europa durch den Ausbau von Kapazitäten zu stärken.

In Zusammenarbeit mit der Fachberatungsstelle JADWIGA setzt sich IRC Deutschland mit dem Projekt Safety Net dafür ein, Menschenhandel und Ausbeutung von Geflüchteten zu verhindern. Das Projekt verfolgt unter anderem das Ziel, Betroffene des Menschenhandels zu identifizieren und ihnen besseren Zugang zu Unterstützung und spezialisierten Diensten zu bieten.

Erfahre mehr über das Projekt Safety Net und wie du dich vor Menschenhandel und Ausbeutung schützen kannst.

Ansprechpartnerin

Vivia Paravicini Crespi
Projektleiterin SafetyNet
[email protected]