Ein Jahr nach Eskalation des Ukrainiekrieges zeigt eine aktuelle Studie von International Rescue Committee (IRC), dass fast alle befragten Familien Schwierigkeiten haben, ihre Grundbedürfnisse nach Wärme und Nahrung zu befriedigen. 58 Prozent der Befragten haben währenddessen mit psychologischen Traumata, Stress und Angst zu kämpfen. Es ist kein Ende des Konflikts in Sicht und 17,6 Millionen Menschen in der Ukraine sind mittlerweile auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nach UN-Schätzungen haben die Bedarfe von 27 Prozent der Menschen "katastrophale" Zustände erreicht. 

Seit fast einem Jahr stellt IRC gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen Bargeld, Schutz, Rechtsberatung und Soforthilfe für vertriebene Menschen und Familien bereit. IRC unterstützt Geflüchtete aus der Ukraine in ganz Europa und in den USA. Außerdem fordern wir die internationale Geberregierungen dazu auf, die humanitäre Hilfe in der Ukraine und in der gesamten Region weiterhin mit den notwendigen Mitteln zu unterstützen. 

Marysia Zapasnik, IRC-Landesdirektorin für die Ukraine, sagte:

,,Ein Jahr nach Eskalation des Krieges zeigt unsere Umfrage, wie schwerwiegend die Folgen des Konflikts für die Menschen in der Ukraine sind. Angesichts des bitterkalten Winters gaben 27 Prozent der Befragten an, dass sie nicht über ausreichende Heizmöglichkeiten verfügen. 93 Prozent gaben an, dass sie ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen können. Familien in der Ukraine brauchen  Schutz, Sicherheit und Wärme, Zugang zu humanitärer Hilfe und wirtschaftliche Unterstützung.

Bis heute hat IRC zusammen mit unseren lokalen Partnerorganisationen über eine halbe Million Menschen mit lebenswichtiger humanitärer Hilfe erreicht. Unsere Unterstützung geht direkt an vertriebene Familien. Wir leisten auch Winterhilfe, wozu wir zum Beispiel Festbrennstofföfen sowie Decken und Heizgeräte verteilen. Unsere Teams bemühen sich, die weniger sichtbaren, aber nicht weniger schädlichen psychologischen Auswirkungen des Krieges zu bekämpfen, indem wir Frauen und Kinder dabei unterstützen, akute Ängste, Stress und Traumata zu bewältigen. 

Hier können wir aber nicht aufhören. Die Welt darf auch ein Jahr nach Kriegsbeginn die Ukraine nicht vergessen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Geberregierungen ihre humanitären Maßnahmen fortführen, um die notleidenden Menschen innerhalb sowie außerhalb der Ukraine weiter zu unterstützen."

Corina Pfitzner, IRC Deutschland Interim Geschäftsführerin, kommentiert:

,,Der Krieg in der Ukraine hat unfassbares Leid über Millionen Menschen gebracht. Bislang hat die Bundesregierung über 12 Milliarden Euro für bilaterale Unterstützungsleistungen zur Verfügung gestellt und mehr als eine Millionen Menschen aus der Ukraine aufgenommen. Wir begrüßen die schnelle und unkomplizierte Hilfe der Bundesregierung inkl. der Gewährung einer zweijährigen Aufenthaltserlaubnis mit Zugang zu Unterbringung, Gesundheitsversorgung und finanziellen Leistungen nach entsprechender Antragstellung bei der Ausländerbehörde für ukrainische Geflüchtete.

Diese Solidarität darf nicht kippen, denn die Menschen brauchen noch immer unsere Unterstützung. Es muss mehr Wohnraum bereitgestellt werden - der Zugang zum Arbeitsmarkt, zu den Schulen und Universitäten muss unbürokratisch möglich sein. Für Drittstaatangehörige aus der Ukraine bleibt die Situation weiter unsicher, da viele von ihnen nicht von der Richtlinie zum vorübergehenden Schutz profitieren. Viele sind jetzt schon von Abschiebung bedroht, bei anderen laufen die Fiktionsbescheinigungen bald aus. IRC fordert die deutschen Behörden auf, schnell eine angemessene aufenthaltsrechtliche Perspektive für alle Menschen zu finden, die Schutz vor dem Ukrainekrieg suchen. Als starke Stimme innerhalb der EU muss sich die Bundesregierung weiterhin für eine gesamteuropäische Strategie der humanitären Aufnahme einsetzen, die sich an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert.

Wir dürfen aber andere globale Krisen nicht vergessen. Klimatische Veränderungen und politische Konflikte sind nur zwei der Gründe dafür, dass heute so viele Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, wie niemals zuvor.“

Hinweis an die Redaktion: