• Eine aktuelle Umfrage zu Schutzbedarfen von IRC zeigt: 2 von 3 Kindern zeigen Anzeichen von psychischer Belastung, darunter vermehrtes Weinen, Traurigkeit und Albträume.

  • Beengte Wohnverhältnisse und unzureichende Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen sorgen vor allem bei Frauen und Mädchen für Sicherheitsbedenken.

  • Mehr als 60 Prozent der befragten Haushalte und Familien gaben an, einen Haushaltsvorstand zu haben, der als gefährdet einzustufen ist, z. B. einen weiblichen Haushaltsvorstand, eine ältere Person oder eine Person mit chronischen Krankheiten.

Fast einen Monat nach dem tödlichen Erdbeben in der Türkei und Syrien am 6. Februar, sind Millionen von Frauen und Kindern im Nordwesten Syriens besonders gefährdet, warnt International Rescue Committee (IRC). 

IRC hat eine Umfrage zu Schutzbedarfen in drei Bezirken von Idleb im Nordwesten Syriens durchgeführt. Die Umfrage verdeutlicht die ernste Lage, in der sich Frauen und Kinder seit dem Erdbeben befinden. 

Zehntausende von Gebäuden wurden beschädigt oder zerstört, wodurch es nun an geeignetem Wohnraum mangelt. Viele sind dadurch gezwungen, bei entfernten Verwandten oder in überfüllten Sammelunterkünften unterzukommen, in denen häufig eine räumliche Trennung zwischen Geschlechtern und Familien fehlt. In den meisten verfügbaren Unterkünften herrscht auch ein Mangel an grundlegenden Einrichtungen wie Badezimmern und Toiletten. Die befragten Haushalte und Familien gaben an, dass der fehlende Zugang unverhältnismäßig große Auswirkungen auf die Sicherheit von Frauen und Mädchen hat. Frauen und Mädchen vermeldeten, dass sie oft keinen sicheren oder einfachen Zugang zu Toiletten haben. Einige berichteten auch, dass sie beim Warten auf die Nutzung der Einrichtungen belästigt wurden. 

Kinder wurden durch das Erdbeben zutiefst verängstigt und benötigen psychische und psychosoziale Unterstützung. Zwei von drei Kindern entwickelten seit dem Erdbeben negative Verhaltensreaktionen wie Panikattacken. Mehr als 50 Prozent der Haushalte und Familien gaben an, dass ihre Kinder jetzt Albträume durch die Krise haben. 

Tanya Evans, IRC-Landesdirektorin für Syrien, sagt: 

„In Krisensituationen sind Frauen und Kinder besonders gefährdet, Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt und Ausbeutung zu werden. Sie müssen durch einen adäquaten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie sicheren Orten und medizinischer Versorgung unterstützt werden.  

Psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung sind in dieser Zeit für diejenigen, die das Erdbeben überlebt haben, aber vor allem für Frauen und Kinder, extrem wichtig. Unsere Umfrage zeigt, dass angesichts der hohen Prävalenz von Traumata und Notlagen ein hoher Bedarf an diesen psychosozialen Leistungen besteht. 

IRC hat mit Partnerorganisationen zusammengearbeitet, um schnell auf diese Notsituation zu reagieren und wichtige psychologische Erste-Hilfe-Kurse anzubieten, um Frauen und Kinder im Umgang mit Traumata zu unterstützen.” 

Moder Almohamad, IRC Fachreferent Schutz und Teilhabe, sagt: 

„Das verheerende Erdbeben in Syrien hat zweifellos erhebliche Auswirkungen auf das Leben von Frauen und Kindern in den betroffenen Gebieten. Es ist von maßgeblicher Bedeutung, dass die humanitäre Hilfe vorrangig auf ihre Bedürfnisse eingeht. Sie müssen Zugang zu psychosozialer Unterstützung, Bargeld, Gesundheitsversorgung, sicheren Unterkünften und Bildung erhalten. In Krisenzeiten ist es unerlässlich, dass wir als globale Gemeinschaft zusammenarbeiten, um diejenigen zu unterstützen, die am meisten gefährdet sind. Wir müssen sicherstellen, dass sie die Hilfe erhalten, die sie benötigen, um ihr Leben wieder aufzubauen. Sie dürfen nicht zurückgelassen werden.” 

IRC unterstützt vorrangig die durch das Erdbeben am stärksten gefährdeten Personen, darunter Frauen und Kinder. IRC-Mitarbeitende haben über 500 psychologische Erste-Hilfe-Kurse durchgeführt, um Frauen, Kinder und Betreuer*innen im Umgang mit Traumata zu unterstützen. Darüber hinaus hat IRC 400 Informationsveranstaltungen geleitet, die über die Folgen des Erdbebens und die verfügbaren Dienste aufklären. Um weiter auf den steigenden Schutzbedarf der betroffenen Menschen zu reagieren, wird IRC Bargeld für Schutzmaßnahmen sowie Hygiene-, Neugeborenen- und Überwinterungskits für Frauen und Kinder bereitstellen.   

IRC ist seit 2012 in Syrien im Nordwesten und Nordosten Syriens tätig. IRC ist in den folgenden Bereichen im Einsatz: Wirtschaftliche Integration inkl. Bargeldhilfe, Bildung, Schutz von Frauen und Kindern sowie Überlebende von geschlechtsspezifischer Gewalt, und Gesundheitsdienste. Im Rahmen der Cholera-Bekämpfung stellt IRC wichtige Hilfsgüter für die Cholera-Prävention, -Kontrolle und -Behandlung bereit, schult klinisches Personal und kommunale Gesundheitshelfer*innen in der Erkennung, Behandlung und Überweisung von Fällen und leistet Aufklärungsarbeit in Sachen Gesundheit und Hygiene. IRC unterstützt auch syrische Geflüchtete in den Nachbarländern Libanon und Jordanien. 

Hinweis an die Redaktion: