Am Vorabend des EU-Ukraine-Gipfels ruft IRC die europäischen Staats- und Regierungsvertreter*innen dazu auf, den vom Ukrainekrieg betroffenen Menschen beizustehen. Nachhaltige Unterstützung ist notwendig, damit die Menschen die kalten Wintermonate überstehen, ihr Leben wieder aufbauen und ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können. Bemühungen um den Schutz von Geflüchteten müssen in den Maße unterstützt werden wie die Aufnahme von Geflüchteten innerhab Europas.

Marysia Zapasnik, IRC-Landesdirektorin für die Ukraine, sagt:

,,Ich habe vor kurzem Cherson besucht - eine der am stärksten beschossenen Städte, deren Einwohner*innen seit Monaten ohne Heizung und Strom leben. Sie kämpfen darum, sich warm zu halten, während sie die Nächte in Schlafzimmern mit zerbrochenen Fenstern verbringen. Die Menschen im ganzen Land leben in ständiger Angst, während sie um die Sicherheit ihrer Familien kämpfen.

Was die Menschen jetzt dringend benötigen, ist Wärme und Sicherheit. Angesichts des Temperatursturzes müssen die EU und die ukrainischen Behörden dafür sorgen, dass bei allen neuen Finanzierungspaketen der Nothilfe Vorrang eingeräumt wird. Der Wiederaufbau der kritischen Gesundheits-, Verkehrs- und Energieinfrastruktur ist auch der Schlüssel, um der Ukraine bei der Bewältigung der sich verschärfenden humanitären Notlage zu helfen.

Ein Jahr nach dem Anfang des Ukrainekrieges gibt es keine Anzeichen für eine Schwächung des bewaffneten Konflikts. Dies vergrößert die Not der Menschen, die inmitten einer neuen Welle der Gewalt gefangen sind. Dank der bisherigen internationalen Unterstützung konnten wir in diesem Krieg lebensrettende Hilfe leisten. Das wird aber nur so lange der Fall sein, wie die EU und andere Geberregierungen die humanitäre Hilfe in der Ukraine weiterhin angemessen unterstützen."

Harlem Désir, IRC-Vizepräsident für Europa, kommentiert:

,,Auf dem morgigen Gipfeltreffen muss die EU alles daran setzen, um die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Die Mittel für humanitäre Hilfe müssen weiter aufgestockt werden. Es muss auch sichergestellt werden, dass diese Mittel direkt bei den Nichtregierungsorganisationen, den lokalen zivilgesellschaftlichen Gruppen und den von Frauen geführten Organisationen ankommen, die in diesem bewaffneten Konflikt in der  Ukraine arbeiten. Wichtig ist, dass diese Mittel nicht auf Kosten anderer Krisen in der Welt gehen.

Gleichzeitig dürfen die EU-Staaten den beeindruckenden Fortschritt, den sie beim Schutz für ukrainische Geflüchtete aufgebaut haben, nicht verlieren. Die Verlängerung der Richtlinie über den vorübergehenden Schutz um ein weiteres Jahr ist ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch ist es besorgniserregend zu sehen, wie die Regierungen in Polen und in anderen EU-Staaten die Unterstützung für Geflüchtete aus der Ukraine zurückfahren, während der Krieg sich weiter hinzieht. 

Da sich der Krieg dem zweiten Jahr nähert, fordern wir die EU-Staats- und Regierungschef*innen auf, ihre Bemühungen zum Schutz der 8 Millionen Menschen, die aus der Ukraine vertrieben wurden, zu verdoppeln. Sie müssen in Aufnahmekapazitäten investieren, dringende Bedarfe decken und frühzeitige Integrationshilfe leisten, damit die Menschen in die Lage versetzt werden, sich eine neue Zukunft aufzubauen."

Hinweis an die Redaktion:

IRC hat im Februar 2022 begonnen, auf den Krieg in der Ukraine zu reagieren und arbeitet direkt und mit lokalen Partnern zusammen, um diejenigen, die am bedürftigsten sind, zu erreichen. In der Ukraine konzentrieren wir unsere Hilfe auf die vom dem Konflikt betroffenen Gebiete im Osten und Südosten. Wir verteilen lebensnotwendige Hilfsgüter, stellen Bargeld für die bedürftigsten Haushalte bereit, verbessern den Zugang zur Gesundheitsversorgung und bieten eine Reihe von individuell zugeschnittenen Schutzmaßnahmen an, darunter sichere Räume für Frauen und Kinder. Unsere Soforthilfeprogramme sind auch in Polen und Moldawien aktiv. Um jegliche Krisengebiete abzudecken, unterstützen wir ukrainsiche Geflüchtete auch in Rumänien, Ungarn, der Slowakei, der Tschechischen Republik und Bulgarien sowie in Deutschland, Italien, Griechenland und dem Vereinigten Königreich