Rund 36.000 Geflüchtete in Griechenland sind von Hunger bedroht, da sie im Oktober keine finanzielle Unterstützung von der griechischen Regierung erhalten haben. Infolgedessen haben schutzbedürftige Geflüchtete, darunter schwangere Frauen und Familien, Schwierigkeiten, lebenswichtige Güter wie Lebensmittel und Medikamente zu kaufen. Vor dem Gipfel des Europäischen Rats, der am Donnerstag und Freitag tagt, ruft International Rescue Committee (IRC) die europäischen Staats- und Regierungschef*innen dazu auf, gemeinsam mit Griechenland endlich Verantwortung für den Schutz und die Versorgung von Geflüchteten zu übernehmen. Nur die Umsetzung einer langfristigen und EU-grundrechtskonformen Politik und eine gerechte Verantwortungsteilung unter den EU-Mitgliedstaaten kann die Situation an den Außengrenzen verbessern.
 
Obwohl die griechische Regierung versichert, dass alle Menschen die für ihr Überleben notwendigen Mittel erhalten haben, warten tausende von Asylbewerber*innen noch immer auf ihre monatliche finanzielle Unterstützung für Oktober. Zuvor bekamen die Menschen Bargeldauszahlungen direkt vom UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR). Seit die griechische Regierung für die Auszahlung verantwortlich ist, haben Tausende kein Bargeld erhalten.
 

Ralph Achenbach, Geschäftsführer von IRC Deutschland:
„Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen in Griechenland, mitten in Europa, hungern müssen. Dieser Zustand ist ein neuer Tiefpunkt im Versagen der Europäischen Union. Die katastrophale Situation von Geflüchteten auf den griechischen Inseln und dem Festland muss enden.
Griechenland darf mit dieser Situation nicht alleine gelassen werden, dies ist eine europäische Angelegenheit. Die europäischen Staats- und Regierungschef*innen müssen endlich Verantwortung übernehmen und sich solidarisch mit Griechenland zeigen. Gemeinsam müssen die europäischen Staaten die Verteilung zur Aufnahme von Geflüchteten regeln, um ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen in Europa zu ermöglichen. Es kann nicht sein, dass die Menschen auf den griechischen Inseln und auf dem Festland in der Schwebe gelassen werden, während sich die Verhandlungen über die Einzelheiten der EU-Migrationspolitik weiter hinziehen.“

Dimitra Kalogeropoulou, Direktorin IRC Griechenland:
„Aufgrund von Beschäftigungshindernissen sind Asylbewerber*innen in Griechenland ausschließlich auf Bargeld angewiesen, um zu überleben. 60 Prozent der Menschen, die in Lagern im ganzen Land leben, hatten in diesem Monat jedoch keinen Zugang zu lebenswichtigen Gütern wie Nahrungsmitteln und Medikamenten. Zu den Betroffenen gehören auch unbegleitete Kinder, von denen 25 von IRC in Athen unterstützt werden. Die griechische Regierung muss eine Lösung finden, wie Geflüchtete in Griechenland Bargeld bekommen, bevor es zu einer Verschlechterung der Ernährungslage und damit der Gesundheit und des Lebens von besonders schutzbedürftigen Menschen kommt."