Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC), der Dänische Flüchtlingsrat (DRC) und International Rescue Committee (IRC) haben einen dramatischen Anstieg der Zahl der Menschen beobachtet, die aus Pakistan nach Afghanistan zurückkehren. Dies geschieht, seit Pakistan angekündigt hat, dass alle Afghan*innen ohne Papiere das Land bis zum 1. November verlassen müssen, da sie sonst abgeschoben werden. Täglich kommen zwischen 9.000 und 10.000 Personen an, was in einem extremen Gegensatz zum vorherigen Durchschnitt von etwa 300 Personen pro Tag vor der Ankündigung am 15. September 2023 steht. Bis zu 1,7 Millionen Menschen könnten davon betroffen sein.  

Die Bedingungen, unter denen sie in Afghanistan ankommen, sind katastrophal. Viele von ihnen haben eine beschwerliche, mehrtägige Reise hinter sich, sind den Witterungsbedingungen ausgesetzt und müssen oft ihr Hab und Gut im Tausch gegen die Rückkehr aufgeben.  

Die Teams der Organisationen, die in den Gebieten stationiert sind, aus denen die Menschen aus Pakistan zurückkehren, berichten von chaotischen und verzweifelten Szenen unter den Rückkehrer*innen. Für viele war das Verlassen ihrer vorübergehenden Zuflucht in Pakistan keine Frage der Wahl, sondern eine dringende Notwendigkeit. ,,Ich bin gestresst und mache mir Sorgen, was ich jetzt tun soll. Früher haben wir in Pakistan Tee verkauft, aber was können wir hier tun? Es gibt keine Arbeitsmöglichkeiten in Afghanistan und ich habe hier weder Eigentum noch ein Haus", sagte ein abgeschobener Afghane in der Provinz Nangarhar.  

NRC, DRC und IRC sind sehr besorgt über die Überlebensaussichten und die Wiedereingliederung von Rückkehrer*innen aus Pakistan in die afghanische Gesellschaft, insbesondere angesichts des Wintereinbruchs.   

Neil Turner, NRC-Länderdirektor in Afghanistan, sagt:  

,,Die vielen Afghan*innen, die auf einmal aus Pakistan zurückkehren, haben unsere Ressourcen und die fragile Infrastruktur überfordert. Die Menschen kommen in einem schrecklichen Zustand an und haben oft das Wenige, das sie hatten, verkauft, um die Reise zu bezahlen. Wir sind zutiefst besorgt über ihr Wohlergehen und über die Belastung, die dies für unsere ohnehin schon überlasteten humanitären Bemühungen bedeutet."  

Zia Mayar, Interims-Länderdirektor des DRK in Afghanistan, sagt:  

,,Unsere Teams sind vor Ort und erleben die Verzweiflung derjenigen, die in ein Land zurückkehren, das bereits mit immensen Herausforderungen zu kämpfen hat und ohne Haus noch Land, in das sie zurückkehren können. Die afghanische Bevölkerung braucht mehr Unterstützung in einer Zeit, in der die Mittel drastisch gekürzt werden. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, rasch zu handeln, um diese sich entwickelnde Krise zu bewältigen."  

Salma Ben Aissa, IRC-Länderdirektorin in Afghanistan, sagt:  

,,Die Lage in Afghanistan ist katastrophal. Angesichts von über sechs Millionen Binnenvertriebenen, die unter katastrophalen Bedingungen leben, sehen die aus Pakistan zurückkehrenden Afghan*innen einer düsteren Zukunft entgegen, insbesondere diejenigen, die seit Jahrzehnten in Pakistan leben. Wir brauchen dringend internationale Unterstützung, um diesen schutzbedürftigen Menschen Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung zu bieten."    

Bedauerlicherweise bietet Afghanistan, das noch immer von jahrzehntelangen Konflikten, den jüngsten verheerenden Erdbeben und einer lähmenden Wirtschaftskrise gezeichnet ist, nur wenige Chancen, so dass die Rückkehrer*innen kaum Aussichten haben, sich ein neues Leben aufzubauen. Das afghanische Volk braucht langfristige, nachhaltige Lösungen, um die humanitäre Krise zu beenden, einschließlich strukturbildender und langfristig ausgerichteter Entwicklungshilfe, die internationale Geber derzeit nicht finanzieren.