Die verheerenden Folgen der wiederkehrenden Dürre in Kenia verschärfen sich weiter. Die kenianische Bevölkerung ist dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen: Zwischen März und Juni 2023 werden voraussichtlich rund 5,4 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein. 1,2 Millionen der Menschen werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einer Notlage befinden. Diese jüngste Prognose zeigt, dass die Zahl derjenigen, die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind, im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 43 Prozent gestiegen ist. 

Obwohl der Bedarf steigt, ist der UN-Hilfsplan zur Bekämpfung der Dürre in Kenia nach wie vor unterfinanziert, was die Handlungsfähigkeit von humanitären Organisationen erheblich einschränkt.  

Mohamed El Montassir, IRC-Landesdirektor für Kenia, sagt: 

,,Die Wetterprognosen deuten darauf hin, dass die bevorstehenden Regenfälle im März und Mai erneut unterdurchschnittlich sein werden. Sollte das der Fall sein, wäre das die sechste schwache Regenzeit in Folge, die katastrophale humanitäre Auswirkungen hätte. Etwa 970.000 Kinder im Alter von 6 Monaten bis 5 Jahren und 142.000 schwangere oder stillende Mütter in Kenia werden im Laufe des Jahres wahrscheinlich an akuter Unterernährung leiden und behandelt werden müssen. Die Unterernährung dieser gefährdeten Bevölkerungsgruppen schwächt ihre Immunität und erhöht ihr Risiko zu erkranken. Mehr als 2,4 Millionen Tiere, auf die Viehzüchterfamilien für ihre Ernährung und ihren Lebensunterhalt angewiesen sind, sind gestorben. Die meisten Familien haben extreme und ungesunde Bewältigungsmechanismen entwickelt, um die Grausamkeiten der Dürre zu überstehen. Die Dürre hat die Gefahr geschlechtsspezifischer Gewalt (GBV) weiter erhöht und den Zugang von Kindern zur Bildung erschwert.  Im Geflüchtetenlager in Dadaab stieg die Zahl der Klient*innen, die mit GBV-Diensten versorgt wurden, im Vergleich zu 2021 um 50 Prozent. Wir müssen jetzt handeln, um Leben zu retten, die Würde der Menschen zu bewahren und ihre Zukunft zu schützen." 

International Rescue Committee (IRC) fordert daher die Geberländer auf, die globale Reaktion auf den extremen Hunger wieder hochzufahren. Die hochrangige Task Force zur Verhinderung von Hungersnöten (High-Level Task Force on Preventing Famine) soll wiederbelebt werden. Die Behandlungslücke für akut unterernährte Kinder muss durch ein vereinfachtes, kombiniertes Behandlungsprotokoll geschlossen werden. Zuletzt ist maßgeblich, dass die Geberländer die Kluft zwischen Klima und humanitärer Hilfe überwinden. Sie müssen den Umfang und die Zugänglichkeit der Anpassungsfinanzierung erhöhen, um den Gemeinschaften, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, darin zu unterstützen, die Auswirkungen der Klimakrise besser zu bewältigen. 

IRC koordiniert seine Maßnahmen in der Region mit unter anderem mit Partnerorganisationen aus dem Gesundheitssektor, um die schlimmsten Auswirkungen der Ernährungsunsicherheit abzuwenden und den Menschen Zugang zu den benötigten Gesundheitsdiensten zu verschaffen. 
Ostafrika beherbergt einige der am längsten laufenden Programme von IRC weltweit, mit Einsätzen in Somalia seit über 40 Jahren, in Kenia seit drei Jahrzehnten und in Äthiopien seit 20 Jahren. Heute stocken mehr als 2.500 IRC-Mitarbeitende in der Region unsere Programme auf, um die Dürre und Ernährungsunsicherheit zu begegnen. Wir weiten unsere Arbeit auch auf neue Gebiete aus, um den akuten Bedarf zu decken. Einsatzbereiche von IRC sind der Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen sowie Bargeld- und Schutzleistungen. Außerdem bereiten wir Gemeinden auf weitere Schocks vor.