IRC begrüßt die Schritte, die die US-Regierung, die De-facto-Behörden in Afghanistan, internationale Banken und Gelddruckereien unternommen haben, um die Ausgabe neuer Banknoten an Afghanistan zu erleichtern.

Afghanistan hat seit vor August 2021 keine neuen Banknoten mehr erhalten: 40 Millionen Afghan*innen sind daher auf Banknoten angewiesen, die kontinuierlich an Wert verlieren. Aufgrund des gravierenden Bargeldmangels können die Menschen oft kein Bargeld mehr abheben. Alte Scheine sind oft unleserlich oder notdürftig zusammengeklebt. Familien, die von dem katastrophalen wirtschaftlichen Zusammenbruch Afghanistans betroffen sind, der 97% der Bevölkerung in die Armut gestürzt hat, mussten zunehmend feststellen, dass ihr Geld von den Händler*innenzurückgewiesen wurde. Das geschieht alles in einer Zeit, in der die Ernährungsunsicherheit in die Höhe geschnellt ist. 

Vicki Aken, IRC-Landesdirektorin für Afghanistan, sagt:

,,Familien in ganz Afghanistan befinden sich seit mehr als einem Jahr in einer Armutsspierale. Die Lebensmittelpreise sind bereits um 26% gestiegen. Millionen von Menschen leiden unter den Auswirkungen der Dürre und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Die Ablehnung von gesetzlichen Zahlungsmitteln hat notwendige Besorgungen für den Lebensunterhalt massiv erschwert und    somit die Gesamtsituation verschärft. 

Selbst wenn die Menschen Zugang zu Bargeld haben, fallen diese Banknoten wortwörtlich auseinander. Die schwächsten Bevölkerungsgruppen, oftmals Frauen, erhalten die schlechtesten Banknoten.  Neue Banknoten in Umlauf zu bringen wird dazu beitragen, Familien, die mit Ernährungsunsicherheit , Armut und der Aussicht auf einen langen Winter konfrontiert sind, bei der Existenzsicherung  zu unterstützen. Es ist nun dringend erforderlich, dass dieses Geld so schnell wie möglich in das Land transferiert und auf den Markt gebracht wird.”

Ralph Achenbach, IRC Deutschland Geschäftsführer, kommentiert:

,,Die neuen Banknoten sind nur ein Teil der Lösung. Der freie Fall der Wirtschaft Afghanistans hat sich zwar verlangsamt, aber das Land steckt weiterhin in einer Krise. Um diesen Krisenzyklus zu stoppen, ist ein umfassenderer Wirtschaftsplan erforderlich. Deutschland sollte auf die Führungsrolle bei der Jahrestagung der Weltbank Anfang Oktober aufbauen und die internationalen Bemühungen um eine kontinuierliche Finanzierung der lebenswichtigen öffentlichen Dienstleistungen in Afghanistan vorantreiben. Ein frühzeitiger Beitrag Deutschlands zur Aufstockung des Afghanistan Reconstruction Trust Fund (ARTF) der Weltbank und eine Unterstützung internationaler Bemühungen für technische Hilfen für die afghanische Zentralbank wären klare Zeichen für Engagement und politischen Willen."

Das IRC-Programm für wirtschaftliche Wiederaufbau und Entwicklung umfasst die Bereitstellung von Bargeldhilfe und die Unterstützung von Kleinunternehmen in den Provinzen Herat, Helmand, Badghis, Logar und Paktia. Insbesondere unterstützt werden Frauengeführte Unternehmen durch Zuschüsse für die Unternehmensgründung . Die Unterstützung ermöglicht es, wichtige Güter wie Nähmaschinen oder Vieh zu erwerben. IRC unterstützt auch Landwirt*innen in den Provinzen Logar, Helmand, Herat, Badghis, Nangarhar und Khost durch Schulungen zu verschiedenen landwirtschaftlichen Methoden und klimagerechter Landwirtschaft und stellt dürreresistentes Saatgut und Bargeld für landwirtschaftliche und tierische Betriebsmittel bereit. 

IRC ist seit 1988 in Afghanistan tätig. Heute arbeitet IRC in tausenden Dörfern in elf Provinzen, wobei mehr als 99% der IRC-Mitarbeiter*innen Afghan*innen und 41% Frauen sind. IRC bietet sichere Lernorte in ländlichen Gebieten, gemeindebasierte Bildung für Mädchen und Jungen, und Bargeldhilfe für binnenvertriebene Familien, um Lebensmittel, sauberes Wasser, Hygieneprodukte und anderes zu kaufen. IRC hilft den Menschen, Unternehmen zu gründen, Arbeitsplätze zu finden und Einkommen zu erzielen.