Das israelische Sicherheitskabinett hat zugesagt, eine begrenzte Menge lebenswichtiger Güter nach Gaza zuzulassen, nach einer vollständigen Blockade seit mehr als zehn Wochen. International Rescue Committee (IRC) ist besorgt, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, da die Bevölkerung Gazas am Rande einer Hungersnot steht und das Gesundheitssystem zusammenbricht. Angesichts der zwei Millionen Palästinenser*innen, die zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, fordert IRC die dringende Aufstockung der Hilfe entsprechend dem Bedarf, ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in ganz Gaza und die sofortige Wiederherstellung des Waffenstillstands.

Jüngste IRC-Bewertungen zeigen, dass der Zugang zu Grundversorgungsgütern zusammengebrochen ist: Fast drei von fünf Familien haben keinen Zugang zu Brot oder frischen Lebensmitteln, über 60 Prozent finden kaum sauberes Wasser und Lebensmittelkonserven verschwinden aus den Regalen. Gleichzeitig beobachten IRC-Gesundheitsteams einen drastischen Anstieg der Unterernährung bei Kindern, deren Zahl sich in nur einem Monat verdoppelt hat. Die jüngste Aktualisierung der Integrierten Klassifikation zur Ernährungssicherheit (IPC) zeigt, dass die gesamte Bevölkerung Gazas mit einer Ernährungsunsicherheit auf Krisenniveau oder schlimmer konfrontiert ist. 470.000 Menschen sind von einer Hungersnot oder dem Tod durch Verhungern bedroht – fast doppelt so viele wie bei der letzten Analyse.

Berichten zufolge wird sich die begrenzte Hilfe, die nun nach Gaza gelangen soll, in erster Linie auf Nahrungsmittel und die Behandlung von Unterernährung konzentrieren. Dies ist zwar dringend erforderlich, reicht aber nicht aus. Israel muss auch die Beschränkungen für medizinische Hilfsgüter, Materialien zur Wasseraufbereitung, Treibstoff und andere Güter aufheben, die zum Überleben und für sinnvolle humanitäre Hilfe unerlässlich sind.

Zoe Daniels, IRC-Landesdirektorin im besetzten palästinensischen Gebiet, sagt: „Die Entscheidung, begrenzte Nahrungsmittelhilfe nach Gaza zuzulassen, kratzt kaum an der Oberfläche dessen, was benötigt wird. Es ermutigt zu sehen, dass gestern neun Lastwagen mit Nahrungsmitteln eingetroffen sind – die ersten Hilfsgüter seit über zehn Wochen. Was die Menschen in Gaza jedoch brauchen, ist ein kontinuierlicher, dauerhafter Zugang zu allen lebenswichtigen Gütern – nicht nur zu Nahrungsmitteln und Medikamenten, sondern auch zu Wasser, Treibstoff und Hygieneartikeln. Ohne diesen Zugang kann humanitäre Hilfe nicht funktionieren. Die Zunahme an Vertreibungsbefehlen erschwert den sicheren Transport von Personal und Gütern und schränkt unsere Reichweite ein, während der Bedarf weiter wächst. Wir brauchen dringend ungehinderten, sicheren und dauerhaften Zugang für humanitäre Hilfe in dem Umfang und mit der Geschwindigkeit, die diese Krise erfordert."

IRC fordert weiterhin einen sofortigen Waffenstillstand, den ungehinderten Zugang zu Hilfsgütern, die Freilassung aller Geiseln sowie den Schutz der Zivilbevölkerung und von humanitären Helfer*innen.