Weltweit sind derzeit so viele Menschen auf der Flucht wie noch nie zuvor. IRC Deutschland Geschäftsführer Ralph Achenbach und IRC Landesdirektor für die Ukraine Andrew Pugh erklären dazu folgendes:

Ralph Achenbach, IRC Deutschland Geschäftsführer, kommentiert: 

“Über 100 Millionen Menschen sind gegenwärtig zur Flucht gezwungen. Damit ist die Zahl gewaltsam vertriebener Menschen im Vergleich zum Vorjahr nochmal um 15 Prozent gestiegen. Bisherige Maßnahmen, um Flucht und Vertreibung entgegenzuwirken, greifen offenbar nicht ausreichend, und sollten als Weckruf für uns gelten. Die internationale Gemeinschaft muss sich die Frage stellen, wie sie auf diese traurige Rekordzahl reagiert. Sicher braucht es mehr Geld, um dem steigenden Bedarf von mehr Vertriebenen gerecht zu werden. Aber vor allem braucht es eine effizientere Hilfe. Strukturelle Probleme wie Klimawandel und Geschlechterungerechtigkeit verschärfen Flucht und Vertreibung und müssen vorrangig bekämpft werden. Und es braucht eine stärkere humanitäre Diplomatie, die die Ursachen und auch Auswirkungen von Konflikten ernsthaft im Blick hat - wie uns die Ukraine-Krise aktuell vor Augen führt. Der bevorstehende G7-Gipfel bietet dazu die passende Plattform. Als zweitgrößter Geber für humanitäre Hilfe und mit mehr als 700.000 ukrainischen Geflüchteten im Land sollte Deutschland positive Veränderung in der humanitären Hilfe vorantreiben. Um die 100 MiIlionen Vertriebenen weltweit zu unterstützen und einen erneuten Negativrekord für 2023 zu verhindern, brauchen wir auch in der humanitären Hilfe und humanitären Diplomatie eine Zeitenwende.”

David Miliband, IRC Präsident und Geschäftsführer, ergänzt: 

"100 Millionen vertriebene Menschen sind eine schockierende Zahl - ebenso wie die Geschwindigkeit, mit der die Welt diese schreckliche Marke erreicht hat. Die Zahl steht für Systemversagen auf allen Ebenen - auf staatlicher Ebene, in der Diplomatie und im internationalen Rechtssystem. Dies muss ein Moment der Abrechnung und des Handelns sein, um Straflosigkeit zu bekämpfen und Unterstützung nicht nur für Geflüchtete, sondern auch für die Aufnahme von Geflüchtete weltweit zu verstärken."

Andrew Pugh, Landesdirektor IRC Ukraine, sagt:

Inzwischen sind mehr als 100 Millionen Menschen weltweit aufgrund anhaltender Konflikte und Krisen in Ländern wie der Ukraine, Afghanistan und Jemen vertrieben. Das sollte ein Weckruf für die politisch Verantwortlichen in aller Welt sein. 

6,4 Millionen Geflüchtete aus der Ukraine sind Teil der heutigen erschütternden Statistik und nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um weltweite Vertreibung geht. Neben der Ukraine dürfen die Regierungen in aller Welt die humanitären Bedürfnisse aus anderen Konflikten und Krisen nicht aus den Augen verlieren. Wir dürfen die Menschen in Afghanistan und Jemen nicht zurücklassen. Humanitäre Hilfe muss auch in anderen Krisenregionen fortgesetzt werden.

Die meisten aus der Ukraine geflohenen Menschen sind Frauen und Kinder. Ausbeutung und Missbrauch stellen ein besonders hohes Risiko für sie dar, da sie ohne Papiere die Grenze überqueren und auf Hilfe angewiesen sind. Die Nachbarländer der Ukraine sollten weiterhin einen raschen Zugang zu Arbeit, Bildung und langfristigen Unterkünften gewährleisten. Andere Länder sollten die Verantwortung der Aufnahmeländer teilen, indem sie ihre Zusagen für Resettlement in die EU und in Drittstaaten aufstocken.”

IRC hat im Februar 2022 eine Soforthilfe zur Bewältigung der Ukrainekrise eingeleitet und arbeitet direkt und mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um bedürftige Menschen zu erreichen. Wir sind in Polen, der Ukraine und Moldawien vor Ort und stellen lebenswichtige Dienste bereit, darunter Bargeldhilfe, psychologische Unterstützung, medizinische Versorgung und Ausrüstung sowie spezielle Sozialdienste für Kinder und Überlebende von Gewalt.