Im Vorfeld der UN- Generalversammlung und der New Yorker Klimawoche ruft International Rescue Committee (IRC) die Staats- und Regierungschef*innen weltweit dazu auf, sich besonders mit den Bereichen Ernährungssicherheit, Überlebenssicherheit von Kindern und den Folgen der Klimakrise in Krisenregionen zu beschäftigen.  

David Miliband, Präsident und CEO von International Rescue Committee, sagt:  

„Diese Woche treffen sich die Staats- und Regierungschef*innen der Welt in New York zur jährlichen Generalversammlung der Vereinten Nationen – ein Treffen, das leider nicht für die ergebnisreiche Zusammenarbeit der dort versammelten politischen und diplomatischen Entscheidungsträger*innen bekannt ist, sondern für das alljährliche Versagen, diese Entscheidungsmacht sinnvoll dafür einzusetzen, die dringendsten Herausforderungen der Welt zu bewältigen. 

Die UN-Generalversammlung 2023 findet in einer Zeit statt, die geprägt ist von wieder aufkommenden Rivalitäten zwischen Großmächten, wachsendem Misstrauen zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden, einer zunehmenden Kluft zwischen stabilen und fragilen Kontexten und der Frustration der Weltbevölkerung darüber, wie ihre Regierungen Ressourcen nutzen und mit Krisen umgehen. Die größten Leidtragenden dieses geopolitischen Wettbewerbs sind die am stärksten gefährdeten Menschen in Krisenregionen. Sie tragen die Konsequenzen von Entscheidungen, die darauf abzielen, zu gewinnen, in Wirklichkeit jedoch nichts als Leben kosten. 

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung wird nach heutigem Stand die von der UN-Generalversammlung formulierten Sustainable Development Goals (SDGs) bis 2030 nicht erreichen. Am schlimmsten ist die Lage für Menschen in Weltregionen, die von Konflikten und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind und in denen extreme Armut herrscht. Bei Festlegung der SDGs im Jahr 2015 kamen über 260 Millionen der Menschen, die in extremer Armut leben – das sind 35 Prozent der Weltbevölkerung – aus von Konflikten betroffenen Staaten. Bis zum Endzeitpunkt der SDGs im Jahr 2030 wird sich diese Zahl fast verdoppelt haben. Zum jetzigen Zeitpunkt kommen ein Drittel aller Menschen, die in extremer Armut leben, aus nur 15 Länder, die sowohl vom Klima als auch von Konflikten bedroht sind. Das ist die neue Geografie der Krise. Das wachsende Risiko besteht nicht nur darin, dass Einzelpersonen von den SDGs abgehängt werden, sondern ganze Gemeinden oder Länder. 

IRC ist davon überzeugt, dass es einen Weg gibt, wie sich die Staats- und Regierungschef*innen der Welt zusammentun können: Sie sollten sich auf die drei Bereiche konzentrieren, in denen die am meisten betroffenen Menschen am stärksten benachteiligt sind. Diese sind Ernährungsunsicherheit , die Überlebenschancen von Kindern und den Folgen der Klimakrise in Krisenregionen. Sie stellen nicht nur die Grundvoraussetzung für die Erreichung der SDGs dar, sondern sind auch diejenigen Bereiche, bei denen gemeinsame, über globale Grenzen hinweg abgestimmte Maßnahmen den größten Effekt auf das Überleben von Menschen haben könnten.  

Während Humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit alleine nicht die politischen Ursachen von Krisen lösen können, kann den politischen Ursachen von Krisen ohne humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit nicht begegnet werden. Der wahre Test für die Staats- und Regierungschef*innen der Welt ist in dieser Woche, ob sie Antworten auf die allergrundlegendsten Fragen finden können, mit denen Menschen in den gefährdesten Gemeinden der ganzen Welt konfrontiert sind.“ 

Corina Pfitzner, Leitung IRC Deutschland, kommentiert:  

,,IRC ruft die Staats- und Regierungschef*innen der Welt zum entschiedenen Handeln auf, damit am Ende der UN-Generalversammlung konkrete Schritte zur Unterstützung von Menschen in Krisenregionen stehen. Dazu schlagen wir drei Lösungsansätze vor.  

Erstens, mehr politisches Durchgreifen bei Hungerkrisen: Mehr als 40 Prozent der Menschen weltweit, die hungern weil sie sich keine angemessene Nahrung leisten können, leben in insgesamt nur fünf von Konflikten betroffenen LändernAfghanistan, die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien, Nigeria und Jemen. Um zu verhindern, dass sich Hungersnöte ausbreiten und es zu weiteren vermeidbaren Todesfällen aufgrund von Ernährungsunsicherheit kommt, sollte die internationale Gemeinschaft durch die hochrangige Task Force zur Verhinderung von Hungersnöten (UN-High-Level Task Force on Preventing Famine) kollektive Maßnahmen ergreifen und somit auf frühe Warnzeichen von Hungersnot reagieren.

Zweitens, die innovative Behandlung extremer Unterernährung bei Kindern, die weltweit für jeden fünften Todesfall bei Kindern unter 5 Jahren verantwortlich ist. Doch Todesfälle aufgrund von Unterernährung sind vermeidbar und IRC hat einen vereinfachten Ansatz für Diagnose und Behandlung entwickelt, der die Kosteneffizienz, die Skalierbarkeit erhöht und auf das Können der Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden aufbaut. 

Drittens , die verbesserte die Vorbereitung auf Klimaereignisse um die Anfälligkeit für Folgen des Klimawandels in Krisenkontexten verringern. IRC fordert eine ausreichende Finanzierung, die für lokale zivilgesellschaftliche Gruppen und von Frauen geführte Organisationen zugänglich ist und den kontextspezifischen Herausforderungen gerecht wird. Dazu gehört auch, vorausschauende Maßnahmen und Maßnahmen zur Ernährungssicherheit weiterhin zu testen. 

Angesichts der geplanten Haushaltskürzungen für die deutsche humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit forden wir die Bundesregierung auf, ihre Unterstützung für die Vereinten Nationen und die multilaterale Weltordnung weiterhin in Worten und in Taten, also auch durch finanzielle Beiträge zu unterstreichen.”