Die Verwüstungen, die der Sturm Daniel in Libyen angerichtet hat, haben erneut deutlich gemacht, wie katastrophal die Situation für von Konflikten und Klimawandel betroffene Gemeinden ist. Libyen ist bereits den Auswirkungen eines mehr als zehn Jahre andauernden Konflikts ausgesetzt und gerät durch die sich verschärfenden Folgen des Klimawandels an den Rand des Zusammenbruchs. International Rescue Committee (IRC) betont, dass der Klimawandel Extremwetterereignisse verstärkt: Sie treten häufiger auf, werden länger und heftiger und verschlimmern damit die ohnehin schwierige Situation gefährdeter Bevölkerungsgruppen. 

Das Zusammentreffen von klimabedingten Katastrophen, langanhaltender Krise und wirtschaftlicher Instabilität in Libyen stellt eine gefährliche Mischung dar. Dies trifft die Menschen und Gemeinden meist unvorbereitet und lässt sie mit unzureichender Infrastruktur und eingeschränktem Zugang zu grundlegender Versorgung zurück. Diese dreifache Belastung macht es den Menschen fast unmöglich, mit den Herausforderungen umzugehen und sich von Krisen zu erholen. 

Elie Abouaoun, IRC-Landesdirektor für Libyen sagt: 

„Schon vor den verheerenden Überschwemmungen war Libyen den Folgen des langanhaltenden Konflikts und der Krise ausgesetzt. Es waren bereits etwa 800.000 Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die überwältigende Niederschlagsmenge in Kombination mit ineffektiven Frühwarnsystemen und fehlenden Vorbereitungsmaßnahmen sowie kaum instand gehaltener kritischer Infrastruktur haben diese humanitäre Krise noch verschärft. 

Obwohl Libyen nicht zu den klimaanfälligsten Ländern gehört, zeigt nun der Sturm Daniel, dass die sich verschärfenden Folgen des Klimawandels überall große Schäden verursachen können. Oftmals treffen die Folgen der Klimakrise besonders die Menschen, die ohnehin Schwierigkeiten haben, ihre Häuser und Lebensgrundlagen zu sichern und für ihre Gesundheit zu sorgen. Mit den Überschwemmungen steigt auch das Risiko von durch Wasser übertragbare Krankheiten aufgrund schlechter Sanitär- und Hygienebedingungen und der Überlastung von Gesundheitseinrichtungen. 

Von Klimawandel und Konflikten betroffene Gemeinden werden bei den globalen Klimaschutzbemühungen oft ausgeschlossen. Sie erhalten einen unverhältnismäßig geringen Anteil an Finanzmitteln und die Bereitstellung von Maßnahmen ist abhängig von Regierungen und formellen Institutionen, die in Konfliktgebieten oft nicht vorhanden sind. Der Schwerpunkt der Klimaschutzmaßnahmen liegt nach wie vor auf der Emissionsminderung, während wichtige Aspekte wie Anpassung, vorausschauende Maßnahmen und die Stärkung von Resilienz wenig Beachtung finden. Mit Werkzeugen und Technologien zur Vorhersage von Katastrophen wie dem Sturm Daniel – die damit zur Planung und Durchführung von frühzeitigen Maßnahmen beitragen – wäre vorausschauendes Handeln möglich gewesen und die Schäden des Sturms hätten möglicherweise verringert werden können.“ 

Nach dem wahrscheinlich heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen ist die bevorstehende UN-Generalversammlung einer der Meilensteine auf dem Weg zur UN-Klimakonferenz COP28. Es ist unerlässlich, dass von Konflikten betroffene Gemeinden in den Mittelpunkt der Diskussionen über den Klimaschutz gestellt werden. IRC ruft die Weltgemeinschaft dazu auf, diese Gemeinschaften mehr miteinzubeziehen, angemessene Ressourcen für sie bereitzustellen und innovative Strategien zu entwickeln, mit denen ihre individuellen Herausforderungen bewältigt werden können. 

IRC unterstützt betroffene Gemeinden in Libyen und auf der ganzen Welt bei der Bewältigung der oftmals zusammenhängenden Herausforderungen von Konflikt und Klimawandel. Gemeinsam mit Regierungen und der Zivilgesellschaft müssen wir sicherstellen, dass niemand im Einsatz gegen den Klimawandel zurückgelassen wird.