• 649.000 Menschen sind durch Überschwemmungen vertrieben worden

  • 41 Menschen sind im Zuge der Überschwemmungen gestorben, und die Zahl der gemeldeten Fälle von Durchfall und Cholera steigt 

  • 1,5 Millionen Hektar Land könnten voraussichtlich in Gebieten zerstört werden, in denen die Bevölkerung für ihren Lebensunterhalt stark auf landwirtschaftliche Produktion angewiesen ist 

  • Bis zum 6. November sind 4.500 Häuser und Unterkünfte zerstört worden

International Rescue Committee (IRC) warnt vor verheerenden Schäden durch schwere Überschwemmungen in den Regionen Hiraan, Bakool, Bay und Gedo in Somalia. Die jüngsten heftigen Deyr-Regenfälle (Oktober bis Dezember) haben katastrophale Folgen für über 1,7 Millionen Menschen, die ihre Häuser und Grundstücke oder ihr Vieh und ihre Ernteerträge verloren haben. Mindestens 32 Menschen sind gestorben und über 649.000 wurden aus ihren Häusern vertrieben.  

Zusätzlich zu den Auswirkungen der Deyr-Regenfälle haben die durch das Extremwetterphänomen El Niño verursachten Regenfälle der letzten Monate verheerende Überschwemmungen ausgelöst. Dadurch wurde Ackerland überflutet und wichtige Infrastrukturen wie Straßen und Brücken beschädigt. Dazu kommt, dass die Regenfälle über dem Normalwert liegen und bis Ende 2023 andauern sollen. So wird sich die ohnehin schon ernste humanitäre Lage noch weiter verschärfen: 4,3 Millionen Menschen – ein Viertel der Bevölkerung – werden bis Ende 2023 mit akutem Hunger oder einer noch höheren Stufe der Ernährungsunsicherheit konfrontiert sein. Die starken Regenfälle werden voraussichtlich auch bis zu 1,5 Millionen Hektar Anbaufläche betreffen, was den dringenden Bedarf an Finanzierung von humanitärer Hilfe weiter unterstreicht. In einigen Gebieten hat es bereits mehr geregnet als normalerweise in der gesamten Regenzeit von Oktober bis Dezember.  

Richard Crothers, IRC-Landesdirektor für Somalia, sagt: 

„Das Ausmaß dieser Krise erfordert sofortiges und koordiniertes Handeln. IRC setzt sich unermüdlich dafür ein, die Sicherheit und das Wohlergehen der betroffenen Bevölkerung zu gewährleisten. Um die Menschen zu versorgen, ihren Lebensunterhalt zu sichern und Aufnahmegemeinden sowie Binnenvertriebene dabei zu unterstützen, diese Krise zu überleben, müssen die Mittel sofort aufgestockt werden. 

Da anhaltende starke Regenfälle prognostiziert werden, ist es dringend erforderlich, schnell umfangreiche Mittel bereitzustellen, um den wachsenden humanitären Bedarf zu decken sowie die Auswirkungen der anhaltenden Überschwemmungen abzumildern und die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung zu stärken. Wenn die Mittel jetzt knapp werden, können humanitäre Organisationen keine Hilfe mehr leisten, um schlimmere Folgen abzuwenden. Der humanitäre Hilfsplan für 2023, der mehr als 2,3 Milliarden Euro für 7,6 Millionen Menschen vorsieht, ist mit 39 Prozent deutlich unterfinanziert. Es sind dringende Maßnahmen erforderlich, um diese Finanzierungslücke zu schließen. 

Die Menschen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind in Somalia, haben am wenigsten zum Klimawandel beigetragen. Die COP 28, die in weniger als zwei Wochen stattfindet, bietet die Gelegenheit, die Auswirkungen des Klimawandels auf konfliktbetroffene und klimaanfällige Gemeinden mit Lösungen anzugehen, die auf Widerstandsfähigkeit, Anpassung und ungleiche Lücken in der Klimafinanzierung abzielen. 

Fast eine halbe Million der betroffenen Menschen befindet sich im Südwesten des Landes (Bay und Bakool). Der Rest der betroffenen Gemeinschaften lebt in Jubbaland, Puntland und Galmudug. Insbesondere die Stadt Baidoa ist mit einer der schwersten Sturzfluten konfrontiert, die besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen in Lagern für Binnenvertriebene betrifft und erhebliche Schäden an Menschen, Tieren und grundlegenden Einrichtungen verursacht.” 

Der Wasserstand des Flusses Shabelle steigt weiter an und in Beledweyne, Bulo Burte und Jowhar besteht ein hohes Überschwemmungsrisiko. IRC unterstützt die Gemeinden vor Ort aktiv bei der Verstärkung der Flussufer. Darüber hinaus stellt IRC Hilfsgüter für die am stärksten gefährdeten Menschen bereit, vor allem für Binnenvertriebene, die in Geflüchtetenlagern leben.  

IRC stellt den betroffenen Haushalten in Baidoa, Galkacyo, Bardhere und Beledweyne Unterstützung zur Verfügung, darunter Unterkünfte, andere Hilfsgüter und Bargeldhilfe. 

IRC ist seit 1981 und infolge des Konflikts zwischen Somalia und Äthiopien in Somalia aktiv. Die Maßnahmen mussten zwischenzeitlich aufgrund von Unsicherheit und zivilen Unruhen mehrfach unterbrochen werden. Sie werden seit 2007 jedoch kontinuierlich weitergeführt. IRC ist in den am stärksten betroffenen Gebieten tätig, darunter Mogadischu, Puntland, Südwest- und Zentralsomalia. Die Programme werden in Somalia weiter ausgebaut, um Familien mit medizinischer Versorgung für unterernährte Kinder und Bargeldhilfen zu unterstützen. Außerdem arbeitet IRC an der Instandsetzung von Bohrlöchern und Wasserquellen sowie mit mobilen Gesundheitsteams, um besonders betroffene Gebiete besser zu erreichen.