Die Aussetzung der Teilnahme Russlands an dem UN-Getreideabkommen wird katastrophale Folgen haben, warnt IRC. Der Ukrainekrieg hat die globalen Muster der Nahrungsmittelproduktion und -versorgung verändert. Die Inflation in Ländern mit niedrigem Einkommen ist auf fast 90% gestiegen. Schätzungen zufolge werden in diesem Jahr 345 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein. Mehrere Millionen Menschen leiden in Ostafrika nach wie vor unter extremem Hunger, und Somalia steht aufgrund der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren am Rande einer Hungersnot. Die erneute Blockade wird die Einfuhr von 80% des aus der russisch-ukrainischen Region eingeführten Getreides weiterhin behindern und damit den Hunger weiter verschärfen.  

Shashwat Saraf, IRC-Notfalldirektor für Ostafrika, sagt:

,,Die erneute Blockade gibt Anlass zu großer Sorge über die wachsende weltweite Hungerkrise: In Ostafrika leiden über 20 Millionen Menschen an Hunger. In Jemen sind über 19 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, und das Land ist für fast die Hälfte seiner Weizeneinfuhren von Russland und der Ukraine abhängig. Das UN-Abkommen brachte einen Hoffnungsschimmer, doch nun wird diese Hoffnung wieder zunichtegemacht. Die jüngste Aussetzung der Getreideexporte wird vor allem die globalen Gemeinschaften treffen, die bereits am Rande des Hungers stehen. Wie der Jemen ist auch Ostafrika für einen Großteil der Weizenimporte auf Russland und die Ukraine angewiesen. Somalia steht am Rande einer katastrophalen Hungersnot. Eine weitere Unterbrechung der wichtigen Getreideexporte wird die Erschwinglichkeit und Verfügbarkeit von Getreide in der Region ernsthaft beeinträchtigen.”

Offiziellen Berichten zufolge wurden seit der Aufhebung der Blockade am 1. August 8,5 Millionen Tonnen wichtiger Nahrungsmittel von den Schwarzmeerhäfen nach Afrika, Asien und Europa verschifft. Damit konnte fast die Hälfte des Weizens, der zuvor in den ukrainischen Schwarzmeerhäfen gelagert wurde, freigegeben werden.  Angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt in der Ukraine ruft IRC die internationale Gemeinschaft auf, regelmäßige und vorhersehbare Nahrungsmittellieferungen zu gewährleisten, insbesondere an vom Hunger bedrohte Gemeinschaften in Regionen und Länder wie Ostafrika und Jemen. 

Erneuerte Lieferungen bringen den Bedürftigen in der Welt nur teilweise Erleichterung. Entscheidend sind eine gemeinsame globale Reaktion und die Konzentration von Aufmerksamkeit und Ressourcen auf die am stärksten von Hunger bedrohten Gebiete. Mit der voraussichtlich zum fünften Mal ausfallenden Regenzeit in Ostafrika ist es dringend erforderlich, dass die bedürftigsten Familien Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln erhalten.

IRC hat im Februar 2022 Soforthilfe zur Bewältigung der Ukrainekrise eingeleitet und arbeitet direkt mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, um auf Hilfe angewiesene Menschen zu erreichen. IRC ist vor Ort in Polen, der Ukraine und Moldawien und stellt lebenswichtige Dienste bereit, darunter Bargeldhilfe, psychologische Unterstützung, medizinische Versorgung und Ausrüstung sowie spezielle Sozialdienste für Kinder und Überlebende von Gewalt. IRC Deutschland erweitert bestehende Programme in den Bereichen Bildung, wirtschaftliche Integration sowie Schutz und Teilhabe, um auf die Bedürfnisse von Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland zu reagieren. In Ostafrika setzt IRC einen Plan zur Bewältigung der Dürre um und unterstützt mehr als 1 Million Menschen mit lebenswichtigen Diensten in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Schutz und Stärkung von Frauen sowie wirtschaftliche Entwicklung.