International Rescue Committee (IRC) verurteilt den Angriff auf den ukrainischen Staudamm und das ukrainische Elektrizitätswerk in Kachowka, der die ohnehin schon akute humanitäre Notlage in Cherson und Umgebung noch verschlimmert. 

Der Angriff markiert einen weiteren schwerwiegenden Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht: Die Zerstörung kritischer Infrastruktur hat zu schweren Überschwemmungen in den Flussgebieten von Dnipro geführt, die schwere Verluste bei der Zivilbevölkerung verursachen.

Im vergangenen Jahr haben unzählige Menschen in der Region unter ständigem Beschuss gelebt, ohne ausreichenden Zugang zu Medikamenten oder Strom. Durch den Dammbruch sind Tausende Menschen in Gefahr, ihr Leben und ihr Zuhause zu verlieren, und Zehntausende könnten den Zugang zu sauberem Trinkwasser verlieren. 

Immer wieder trägt die Zivilbevölkerung die Hauptlast dieser Folgen, was die ohnehin schon prekären Lebensbedingungen verschlimmert und das Wohlergehen weiter gefährdet. Wenn diese Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und die Misshandlung von Zivilist*innen nicht angemessen zur Rechenschaft gezogen werden, wird Straflosigkeit zur Norm werden.

Abgesehen von den menschlichen Kosten der Explosion vergrößert der Angriff die Umweltschäden in der Ukraine, die inzwischen auf fast 50 Milliarden Euro geschätzt werden. Die Zerstörung wichtiger Infrastruktur stört weiterhin die Lieferung und den Empfang von Hilfsmitteln.

Giuliano Stochino Weiss, IRC-Nothilfekoordinator für die Ukraine, sagt:

"Die humanitären Folgen der Staudammexplosion in der Ukraine fordern einen hohen Tribut von 16.000 Menschen, die direkt von den Überschwemmungen betroffen sind. Wir sind zutiefst besorgt um Tausende von Zivilist*innen, die wahrscheinlich den Zugang zu Trinkwasser verlieren werden, und über mögliche Vertreibungen der Bevölkerung, die durch den Dammbruch ausgelöst werden. IRC und andere humanitäre Organisationen konzentrieren sich darauf, den ungehinderten Zugang zu den Menschen in Not aufrechtzuerhalten.

Wir rechnen damit, dass unzählige Menschen, die bisher in den ländlichen Gebieten von Cherson geblieben sind und bereits ein Jahr lang unter den heftigen Feindseligkeiten erfahren haben, oder die erst kürzlich in die Region zurückgekehrt sind, aus ihren Häusern vertrieben werden. 

IRC bereitet sich darauf vor, in der Stadt Cherson, die derzeit an vorderster Front der Evakuierungen liegt, sowie in Mykolaiv, Saporischschja, Dnipro und Odesa zu reagieren. Wir entsenden ein Bedarfsermittlungsteam um festzustellen, wie wir in den nächsten Wochen am besten auf die Bedürfnisse der betroffenen Gemeinschaften eingehen können, wobei der Schwerpunkt auf Schutz und Rechtshilfe liegt."