In Krisenzeiten trifft es Frauen oft am stärksten. In der Regel werden sie häufiger Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt, hinsichtlich der Gesundheitsversorgung treten häufiger Komplikationen ein und im Allgemeinen erleiden Frauen größere wirtschaftliche Verluste.

Der Ukrainekrieg hat die weltweit schnellste und größte Vertreibungskrise seit Jahrzehnten ausgelöst. 65 Prozent der Binnenvertriebenen im Land und 90 Prozent der ukrainischen Geflüchteten sind Frauen und Kinder. In Ostafrika sind mehr als 8 Millionen Menschen mit einer beispiellosen sechsten Regenzeit und einer drohenden Hungersnot konfrontiert. Frauen sind am stärksten von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen, weil sie am wenigsten, am spätesten und am schlechtesten essen und somit am meisten unter Nährstoffmangel leiden. Fast vier Millionen schwangere oder stillende Frauen in Äthiopien, Kenia und Somalia sind akut unterernährt. Außerdem sind schätzungsweise 80 Prozent der Menschen, die durch den Klimawandel vertrieben werden, Frauen und Mädchen. 

Im Vorfeld des Weltfrauentags möchte International Rescue Committee (IRC) Frauen auf der ganzen Welt würdigen, die trotz widrigster Umstände in Zeit von Krieg und Krisen ihre Häuser, Gemeinden und Städte wieder aufbauen.  

Inah Kaloga, IRC Direktorin der Abteilung Gewaltschutz, sagt: 

„Eine Folge aller humanitären Krisen ist die zunehmende Ungleichheit für Mädchen und Frauen. Diese Ungleichheit sorgt dafür, dass sie vermehrt von Armut und Gewalt betroffen sind und ihre Fortschritte in den Bereichen Bildung, wirtschaftliche Teilhabe und Gesundheit zurückgeworfen werden. Frauen fehlt es an Möglichkeiten, Strategien und Programme zur Verringerung des Katastrophenrisikos und zum Thema Widerstandsfähigkeit mitgestalten zu können. Frauenrechtsorganisationen und von Frauen geführte Organisationen werden häufig von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu Finanzmitteln. 

Ein neuer IRC-Bericht zeigt, dass einige nationale und regionale Organisationen bereits besser einbeziehen, Frauenrechtsorganisationen und von Frauen geführten Organisationen jedoch weiterhin vernachlässigen. So berichtete das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Office for the Coordination for Humanitarian Affairs) 2021, dass 27 Prozent der Mittel aus den länderspezifischen Pools an nationale oder regionale Akteure gingen, aber nur 3,5 Prozent speziell an Frauenrechtsorganisationen/von Frauen geführten Organisationen.  

Die fehlende Förderung von Frauenrechtsorganisationen bzw. von Frauen geführte Organisationen ist ein alarmierendes Versäumnis. Dadurch werden die Stimmen, Kapazitäten, Führungsqualitäten und Handlungsfähigkeit von Frauen entrechtet. Dem Bereich der humanitären Hilfe wird damit zusätzlich das Wissen, die Perspektiven und die Erfahrungen der Frauen entzogen. Frauenrechtsorganisationen und von Frauen geführte Organisationen sind am besten in der Lage, die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen zu verstehen und damit nachhaltig die Gleichberechtigung der Geschlechter sicherzustellen und geschlechtsspezifische Gewalt zu beenden. Für eine integrative und globale humanitäre Hilfe muss es Änderungen bei der Finanzierung, der Führung und der Rechenschaftspflicht geben - um anzuerkennen, dass Frauenrechtsorganisationen und von Frauen geführte Organisationen einen Mehrwert für die humanitäre Planung darstellen und ihnen das Recht zusteht, daran teilzuhaben.” 

Erfahren Sie, auf welche Weise IRC-Kolleg*innen und -Mitarbeiter*innen als Ersthelfer*innern, humanitäre Helfer*innen, Aktivist*innen und Befürworter*innen einen Beitrag zu einer gerechteren Zukunft für alle leisten.