Am Welttag der humanitären Hilfe gedenkt IRC Helfer*innen und derer, die ihr Leben im Einsatz für humanitäre Zwecke verloren haben. IRC ehrt alle, die sich weiterhin für die von Krisen betroffenen Menschen einsetzen und sich für ihren Schutz, ihr Wohlergehen und ihre Würde einsetzen. 

In über 45 Ländern arbeitet IRC, darunter Afghanistan, Südsudan und Syrien, und leistet Nothilfe und unterstützt gefährdete Bevölkerungsgruppen in schwer zugänglichen Gebieten. Die Sicherheit der Mitarbeiter*innen und der Zivilbevölkerung ist entscheidend, dass Hilfe die Menschen erreicht. 

Die Mitarbeiter*innen von Hilfsorganisationen auf der ganzen Welt sind täglich großen Risiken ausgesetzt, während sie ihre Arbeit machen: von zunehmenden Zugangsbeschränkungen bis hin zu zunehmenden gezielten Angriffe und Schikanen auf Helfer*innen in Krisengebieten. Im Jahr 2021 gab es 268 gemeldete Angriffe laut dem Aid Worker Security Report, bei denen 461 Helfer*innen entführt, verwundet oder getötet wurden. Im vergangenen Jahr wurden auch die meisten Todesopfer seit 2013 verzeichnet. Das gewalttätigste Umfeld für humanitäre Akteure bleibt Südsudan, gefolgt von Afghanistan und Syrien.

Ciaran Donnelly, IRC Senior Vizepräsident für Krisenreaktion, Wiederaufbau und Entwicklung:

,,Menschen in fragilen oder von Konflikten betroffenen Staaten können nicht angemessen mit humanitärer Hilfe versorgt werden, wenn der Zugang nicht gewährleistet ist. Die Sicherheit der Mitarbeiter*innen von Hilfsorganisationen ist die wesentliche Grundlage für Dienstleistungen, die Leben retten und Wiederaufbau und Entwicklung langfristig ermöglichen. Die Sorgfaltspflicht - d.h. unsere Verpflichtung, die Sicherheit, die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeiter*innen zu gewährleisten - wird umso wichtiger, je schlechter die Sicherheitsbedingungen sind und je größer der Bedarf an der Umsetzung von Programmen ist. Wir verbessern weiterhin unsere Arbeitsweise in komplexen Umgebungen, um humanitäre Hilfe sicher dort zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wird. Unser Engagement für die Sicherheit und die Unterstützung unserer Mitarbeiter*innen hat nie nachgelassen und wird auch weiterhin Priorität haben.

Wir müssen die Sicherheit der humanitären Programme durch politische Entscheidungen und Diplomatie fördern. Wir sollten humanitäre Hilfsaufrufe in vollem Umfang finanzieren, die Einhaltung des Völkerrechts bekräftigen und die Rechenschaftspflicht sicherstellen. Auch sollten wir die Überwachung und Berichterstattung zu Völkerrechtsverstößen verstärken und mit Regierungen und Interessengruppen zusammenarbeiten, um den Zugang für humanitäre Hilfe zu verbessern. Angriffe auf humanitäre Helfer*innen, die in Krisenzeiten ihr Leben aufs Spiel setzen, sind entsetzlich. Aber es ist nicht die Zeit, Mitleid zu bekunden, sondern zu handeln."

Afghanistan: Ein Jahr danach

Im August jährt sich der Machtwechsel in Afghanistan zum ersten Mal, der zu einer Massenevakuierung von Afghan*innen aus Kabul und einer massiven Fluchtbewegung aus dem Land führte. Auch ein Jahr danach sind Tausende von Freiwilligen, Fachleuten und von der Krise betroffene Menschen unermüdlich im Einsatz. Sie leisten Hilfe in einem Land, in dem die Arbeitslosigkeit in die Höhe schießt, der Hunger zunimmt und die Zivilgesellschaft zerfällt.  

Seit 1988 ist IRC in Afghanistan tätig und arbeitet heute in tausenden Dörfern in elf Provinzen. Mehr als 99% der Mitarbeiter*innen sind Afghan*innen. Trotz strikter Vorschriften und Beschränkungen der Behörden gegen Frauen kämpft IRC weiterhin für einen Frauenanteil von mindestens 40% in der Belegschaft. IRC bietet sichere Lernorte in ländlichen Gebieten, gemeindebasierte Bildung für Mädchen und Jungen, und Bargeldhilfe für binnenvertriebene Familien, um Lebensmittel, sauberes Wasser, Hygieneprodukte und anderes zu kaufen. IRC hilft den Menschen ein Einkommen zu erzielen, sei es durch Arbeitsplatzvermittlung oder Unternehmensgründung.  

In Afghanistan konnten IRC-Teams im letzten Jahr abgelegene Bezirke des Landes erreichen, die für humanitäre Akteure seit Jahrzehnten unerreichbar waren. In Helmand zum Beispiel stellt IRC in Gebieten, die zuvor durch Kämpfe abgeschnitten waren, lebenswichtige medizinische Versorgung, gemeindebasierte Bildungsprogramme und Cash for Work bereit. Dank des verbesserten Zugangs leistete IRC auch in einigen der abgelegensten Dörfer Afghanistans, die von dem Erdbeben in den ländlichen Gebieten von Paktika und Khost betroffen waren, medizinische Nothilfe.