Masresha Mitiu, Senior Cash Transfer Officer bei IRC in Äthiopien, gibt Einblicke in die Herausforderungen ihrer Arbeit. Hier erzählt sie, was sie antreibt und wie die Unterstützung, die IRC anbietet – darunter vor allem Bargeldleistungen – vertriebenen Familien während der COVID-19-Pandemie neue Chancen eröffnen.

Portrait Masresha
Masresha hat sich voll und ganz ihrer Arbeit verschrieben, um vertriebenen Familien zu helfen: “Es gibt denen, die dringend Unterstützung brauchen, Hoffnung", sagt sie.
Foto: Lydia Assefa/IRC

Mit Zuge der COVID-19-Pandemie hat sich die Krise in Äthiopien deutlich verschärft. 2,4 Millionen Äthiopier*innen sind bis Anfang 2020 infolge interethnischer Konflikte vertrieben worden. Klimakatastrophen - darunter anhaltende Dürrensowie starke Überschwemmungen - aber auch eine Heuschreckenplage immens großen Ausmaßes haben denjenigen geschadet, die auf ihre landwirtschaftlichen Erträge angewiesen sind, um satt zu werden. Das hat die Ernährungsunsicherheit in Äthiopien versschlimmert.

Viele Familien, die vertrieben worden sind, mussten all ihren Besitz zurücklassen. Dabei haben sie auch ihre Existenzgrundlage verloren. Hinzu kommen die Einschränkungen, die eingeführt wurden, um die Ausbreitung de Coronavirus zu stoppen. Menschen, die ihren Lebensunterhalt im  informellen Sektor verdient haben, müssen darauf nun teilweise oder gar ganz verzichten.

Das Jahr 2020 war auch für uns humanitäre Helfer*innen das Schwierigste, das ich bislang erlebt habe. Hier sind drei Lektionen, die ich dadurch gelernt habe: 

Man muss auf alles vorbereitet sein 

Neben der Pandemie, die derzeit weltweit die Menschen beschäftigt, musst du in Äthiopien stets für alle Fälle gewappnet sein: Das können lange Verhandlungen mit staatlichen Behörden sein, es können durch die Klimakatastrophe verursachte Sturzfluten und daraus folgende Überschwemmungen sein. Darauf musst Du auch mental vorbereitet sein: Mitzuerleben, wie verheerend die Lebensumstände für manche Menschen sind. Während meiner Arbeit haben mir die Vertriebenen viel erzählt - von ihrer Flucht davon, wie sie miterlebt haben, wie Angehörige getötet wurden. 

Wenn ich von Überlebenden höre, welches Leid sie erfahren haben, dann bedrückt mich das. Es gibt mir aber auch Ansporn,  den Menschen, die wir unterstützen, dabei zu helfen, wieder voranzukommen.

Der Mut und die Entschlossenheit meiner Kolleg*innen, dauerhafte und nachhaltige Lösungen zu finden, damit die menschen, die wir unterstützen eine bessere Zukunft für sich aufbauen können, inspiriert mich. Deshalb gilt für mich: Trotz Rückschläge, die wir manchmal verkraften müssen, will ich weitermachen. 

Familie in Äthiopien
Tadel Chengere (links oben) hat die Bargeldleistungenvon IRC genutzt, um ein kleines Unternehmen zu gründen. Er verkauft Kaffee und Tee. Damit hat er genug eingenommen, um Schulmaterial und Kleidung für seine Kinder kaufen zu können. "Wenn ich weiter gut verdiene, werde ich mein kleines Unternehmen vergrößern und meiner Familie ein besseres Leben ermöglichen", sagt er.
Foto: Ibrahim Dule/IRC

 

Einfache Lösungen funktionieren oft am besten 

Während einer Krise, die so beispiellos ist, wie die derzeitige globale Pandemie, sind es oft die einfacheren Lösungen, die sich als die effektivsten erwiesen haben. 

Bargeldleistungen sind in diesen Fällen sehr hilfreich – Bargeld ist einfacher zu transportieren und kann in Notsituationen sofort verteilt werden. Durch unsere EU-finanzierten Soforthilfeprogramme konnte IRC vertriebenen Familien, die ihre Existenzgrundlage verloren haben, helfen, wieder auf die Beine zu kommen. 

Dazu kommt, dass die Menschen das Gefühl haben, weiterhin eigenverantwortlich helfen zu können. Sie entscheiden selbst, für was sie das Geld nutzen wollen. Einige von ihnen haben die Hilfe genutzt, um ein Geschäft zu eröffnen. Dadurch, dass sie die Verantwortung für ihre eigenen Ausgaben übernommen haben, konnten sie ihre Lebenssituation ändern und den Weg in eine neue Zukunft für sich und ihre Familien ebnen. 

Das Wichtigste ist, hoffnungsvoll zu bleiben

Da, wo ich arbeite, ändern sich die Dinge laufend. Aber ich habe selbst erfahren, wie beharrlich Menschen sein können - selbst nachdem sie unvorstellbarem Leid ausgesetzt waren. 

Die Stärke der Menschen berührt mich immer wieder – bis heute ist es das, was mich weiter antreibt: die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in ihren Gesichtern zu sehen.

Partnerschaft mit der Europäischen Union

Gemeinsam mit der Generaldirektion Civil Protection and Humanitarian Aid Operations der EU leisten wir lebensrettende Unterstützung für Menschen auf der ganzen Welt, die von Konflikten und Katastrophen betroffen sind.