10. Oktober 2025 — Berlin, 10. Oktober 2025 – Zum Auftakt des World Health Summit 2025 in Berlin, bei dem Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus aller Welt zusammenkommen, meldet das Konsortium Reaching Every Child in Humanitarian Settings (REACH) einen bedeutenden Meilenstein: Über 20 Millionen Impfdosen wurden bislang verabreicht. Kinder in fragilen Krisen- und Konfliktgebieten - darunter Tschad, Äthiopien, Somalia, Nigeria, Südsudan und Sudan - konnten durch REACH gezielt erreicht werden. Das von der Impfallianz Gavi finanzierte Konsortium wird von International Rescue Committee (IRC) koordiniert und arbeitet eng mit zahlreichen lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen.
Trotz globaler Fortschritte bei der Immunisierung sind weltweit noch immer 14,3 Millionen Kinder nicht geimpft. Die meisten leben in fragilen und konfliktbetroffenen Regionen, in denen sie nicht sicher und effektiv von traditionellen Gesundheitssystemen erreicht werden können. Einige Regionen haben seit über einem Jahrzehnt keine Impfstoffe erhalten. Um Gemeinden in Konflikt- oder Krisengebieten zu versorgen, wurde 2022 das Zero-Dose Immunization Programme (ZIP) ins Leben gerufen. ZIP arbeitet direkt mit Hilfsorganisationen zusammen, um Impfungen in schwer zugängliche Gebiete zu bringen. Im Rahmen dieses Programms setzt REACH auf ein spezialisiertes Modell, das strukturelle Barrieren überwindet und die humanitäre Expertise von IRC nutzt. So wird sichergestellt, dass selbst die am schwersten erreichbaren Kinder Zugang zum vollständigen nationalen Impfplan erhalten.
Durch gemeindebasierte Ansätze und kontextsensible Umsetzung liefert REACH inzwischen monatlich über eine Million Impfdosen und deckt dabei eine breite Palette lebensrettender Antigene ab. Mit der fortschreitenden Skalierung des Programms konnten die durchschnittlichen Kosten pro Dosis von 3,75 US-Dollar auf etwa 2 US-Dollar gesenkt werden.
„Noch nie zuvor konnten so viele Leben durch Impfungen geschützt werden - selbst in besonders schwierigen und konfliktbetroffenen Regionen“, sagt Thabani Maphosa, Chief Country Delivery Officer bei Gavi. „Doch der Zugang zu Gemeinden außerhalb staatlicher Versorgung bleibt eine der letzten großen Herausforderungen. Mit REACH überwinden wir diese Hürde, indem wir Impfungen gezielt in die humanitäre Hilfe integrieren und mit innovativen Partnern wie IRC zusammenarbeiten. So erreichen wir Kinder dort, wo öffentliche Gesundheitsressourcen begrenzt sind.“
Indem Kinder in fragilen und konfliktbetroffenen Regionen grundimmunisiert werden, wird nicht nur ihr direktes Umfeld geschützt. Es ist auch zentral, um weltweit das Wiederauftreten impfpräventabler Krankheiten zu verhindern. Kürzungen bei Impfprogrammen und der Basisgesundheitsversorgung verschärfen das Risiko vermeidbarer Ausbrüche - besonders dort, wo Gesundheitssysteme schwach oder zusammengebrochen sind. Ohne langfristige Investitionen in Prävention und Versorgung breiten sich Krankheiten unkontrolliert aus, verändern sich genetisch und lassen sich schwerer eindämmen, auch mit gravierenden Folgen für die regionale und globale Gesundheitssicherheit.
„Es ist nicht hinnehmbar zu behaupten, der Schutz eines Kindes durch lebenslange Immunität sei die Investition nicht wert“, betont Mesfin Teklu Tessema, IRC-Senior Direktor für Gesundheit. „Diese Investition ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sie ist unverzichtbar. Infektionskrankheiten verursachen weltweit jährlich Kosten von rund 60 Milliarden US-Dollar. Diese Ausbrüche machen nicht an Grenzen halt und betreffen uns alle. Im Gegensatz hat sich die Prävention durch gerechte Impfzugänge und regelmäßige Impfungen - insbesondere getragen von lokalen Akteuren - immer wieder als äußerst wirksam und nachhaltig erwiesen.“
Corina Pfitzner, Geschäftsführerin IRC Deutschland, addiert:“In Zeiten wachsender Impfskepsis, auch in einkommensstarken Ländern, steht der Fortschritt von REACH exemplarisch für den lebensrettenden Wert von Impfungen - und dafür, dass eine Grundimmunisierung auch für Kinder in fragilen Krisenkontexten möglich ist. Mit der Zusage von 600 Millionen in der letzten Gavi Wiederauffüllung hat Deutschland fortgesetztes Engagement für globale Gesundheit und Impfgerechtigkeit gezeigt. Als wichtiger Mitgestalter der globalen Gesundheitsarchitektur kann die Bundesregierung gezielt durch politische Unterstützung, Finanzierung und sektorale Expertise dazu beitragen, diese Ambition durch eine weitere Skalierung des REACH Ansatzes voranzutreiben.”
Als REACH im Jahr 2022 startete, waren lediglich 16 Prozent der 156 Zielgemeinden für Hilfsorganisationen zugänglich. Durch die Umsetzung konsequenter humanitärer Prinzipien konnte das Konsortium mittlerweile Zugang zu allen 156 Gemeinden sichern. Damit schafft REACH Impfangebote in Regionen, in denen staatliche Gesundheitssysteme aufgrund von Unsicherheit, bewaffneten Konflikten oder klimabedingten Krisen nicht greifen. REACH setzt auf flexible und kontextspezifische Liefermodelle - darunter mobile Kliniken, gemeindebasierte Einheiten, hyperlokale Partnerstrukturen, georäumliche Kartierung und tragbare Impfstoffbehälter. In enger Abstimmung mit Gesundheitsministerien und nationalen Impfprogrammen ist vorgesehen, diese Dienste bei stabilen Rahmenbedingungen schrittweise in staatliche Verantwortung zu überführen.
Ab 2026 intensiviert Gavi seine Bemühungen, aufbauend auf den Erfahrungen des Zero-Dose Immunization Programme (ZIP), um Impfungen systematisch in humanitäre Gesundheitsmaßnahmen zu integrieren. Mit einer Investition von 380 Millionen US-Dollar über fünf Jahre soll:
- die Impfquote bei Kindern unter fünf Jahren deutlich erhöht,
- die Versorgung in unterversorgten und konfliktbetroffenen Regionen gestärkt,
- und die Zusammenarbeit mit humanitären Organisationen strategisch ausgebaut werden.
Zudem erweiterte Gavi die flexiblen Finanzierungsmechanismen, um Ländern und Partnern schnelle Reaktionen auf Ausbrüche und Notfälle zu ermöglichen - insbesondere dort, wo bestehende Unterstützungsstrukturen nicht greifen. Diese Maßnahmen sind Teil von Gavis übergeordnetem Engagement, Impfungen auch in fragilen Kontexten zu sichern und sicherzustellen, dass kein Kind aufgrund von Konflikten oder Krisen zurückgelassen wird.
Gavi ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die mehr als die Hälfte aller Kinder weltweit gegen einige der tödlichsten Krankheiten impft. Die Allianz vereint Regierungen von Entwicklungs- und Geberländern, die WHO, UNICEF, die Weltbank, die Impfstoffindustrie, technische Agenturen, die Zivilgesellschaft, die Bill & Melinda Gates Foundation und weitere private Partner. Seit der Gründung im Jahr 2000 hat Gavi über 1,2 Milliarden Kinder geimpft und mehr als 20,6 Millionen zukünftige Todesfälle verhindert - und die Kindersterblichkeit in 78 einkommensschwachen Ländern halbiert. Gavi spielt zudem eine Schlüsselrolle in der globalen Gesundheitssicherheit, etwa durch die Unterstützung von Gesundheitssystemen und die Finanzierung globaler Vorräte für Impfstoffe gegen Ebola, Cholera, Meningokokken und Gelbfieber. Nach zwei Jahrzehnten richtet Gavi den Blick nun auf den Schutz der nächsten Generation - insbesondere die Kinder, die bislang keine einzige Impfung erhalten haben. Die Impfallianz nutzt innovative Finanzierungsmodelle und modernste Technologien, von Drohnen bis hin zu biometrischen Verfahren, um Leben zu retten, Ausbrüche frühzeitig einzudämmen und Länder auf ihrem Weg zur gesundheitlichen Selbstversorgung zu unterstützen.
Pressekontakte:
Gavi: Cirũ Kariũki +41 79 913 94 41 ckariuki@gavi.org
IRC: Natalia.MarriagaMartinez@rescue.org