International Rescue Committee (IRC) ist entsetzt über den israelischen Angriff in Deir al-Balah, Gaza, am 2. April 2024, bei dem sieben Mitarbeitende von World Central Kitchen getötet wurden. Bei den Verstorbenen handelt es sich sowohl um palästinensische als auch internationale Kolleg*innen. Seit Oktober 2023 wurden im besetzten palästinensischen Gebiet mehr als 200 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen getötet. Mehr als 95 Prozent davon sind Palästinenser*innen. Gaza ist für Zivilist*innen und humanitäre Helfende der gefährlichste Ort der Welt. 

Die gesamte Bevölkerung Gazas ist dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Es mangelt an grundlegenden Gütern wie Nahrungsmitteln, Wasser, medizinischer Versorgung und Unterkünften. Es droht eine Hungersnot. Nirgendwo in Gaza gibt es derzeit Zugang zu ausreichenden Hilfsleistungen. 

Internationale Hilfsorganisationen werden aufgrund der eskalierenden Risiken in der Ausübung ihrer Tätigkeiten vermehrt dazu gezwungen, ihre Arbeit einzustellen. Dadurch werden mehr als zweiMillionen auf humanitäre Hilfe angewiesene Palästinenser*innen in weiteres Leid gestürzt. 

Arvind Das, IRC-Notfalleinsatzleiter für Gaza, sagt:

,,Die Arbeit von humanitären Helfenden ist wichtiger denn je. Nach den Angriffen auf World Central Kitchen musste Anera, eine unserer Partnerorganisationen, ihre Programmarbeit einstellen, weil sie die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden nicht mehr garantieren können. Es reicht. Mehr als 32.000 Zivilist*innen wurden in diesem katastrophalen Konflikt getötet. Immer wieder werden Mitarbeitende von Hilfsorganisationen ohne jegliche Rücksicht angegriffen, verletzt oder getötet. Hilfskonvois werden angegriffen, Unterkünfte und Krankenhäuser der internationalen humanitären Gemeinschaft werden immer wieder durch israelischen Beschuss beschädigt oder zerstört. Dies sind Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, und sie müssen aufhören."

Am 18. Januar 2024 wurde ein Gebäude, in dem das Medizinische Notfallteam von IRC und Medical Aid for Palestinians (MAP) sowie deren Familienangehörige untergebracht waren, durcheinen israelischen Raketeneinschlag schwer beschädigt. Nach fast drei Monaten kam von der israelischen Regierung noch immer keine glaubwürdige Erklärung für den Angriff. Es gab weder eine gründliche, transparente Untersuchung noch wurden Maßnahmen erklärt, wie solche Angriffe künftig verhindert werden.  Weiterhin finden Angriffe auf Mitarbeitende von Hilfsorganisationen in Gaza statt. 

Der tragische Angriff in Deir al-Balah am 2. April war vermeidbar. Diese Tat steht symbolisch für Tausende weitere Angriffe auf Menschen sowie zivile, medizinische und humanitäre Einrichtungen in Gaza. Zusicherungen der israelischen Regierung, Angriffe auf Mitarbeitende von Hilfsorganisationen in Zukunft zu unterlassen, müssen auch umgesetzt werden. IRC und MAP fordern weiterhin eine vollständige, unabhängige und zeitnahe Untersuchung aller gemeldeten Angriffe auf humanitäre Einrichtungen und Mitarbeitende in Gaza. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen müssen in einem schlüssigen Bericht veröffentlicht werden. 

Humanitäre Hilfsorganisationen stehen jetzt vor der unmöglichen Entscheidung, ob sie ihre Programmarbeit fortsetzen. Dabei ist die Arbeit humanitärer Hilfsorganisationen ist für die Menschen in Gaza überlebensnotwendig. Ohne deren Einsatz droht die Situation neue Ausmaße anzunehmen. IRC fordert weiterhin die sofortige Umsetzung eines dauerhaften Waffenstillstands und den Schutz der Zivilbevölkerung einschließlich der Freilassung aller Geiseln in Einklang mit den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts. 

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