31. Januar 2024 — Am 18. Januar 2024 wurde ein Gebäude durch einen Raketeneinschlag schwer beschädigt, in dem das medizinische Notfallteam von International Rescue Committee (IRC) und Medical Aid for Palestinians (MAP), Mitglieder des lokalen MAP-Teams sowie deren Familienangehörige untergebracht waren. Das Gebäude befand sich in Al Mawasi – der angeblich „sicheren Zone" – in Gaza. Während des Luftangriffs wurden mehrere Teammitglieder verletzt und das Gebäude erheblich beschädigt. Folgend mussten die sechs internationalen IRC-Mitglieder des medizinischen Notfallteams aus Gaza abgezogen werden.
Eine unabhängige Prüfung der Vereinten Nationen hat ergeben, dass die Schäden auf einen Luftangriff zurückzuführen sind, bei dem höchstwahrscheinlich GBU32 (MK83) Raketen eingesetzt wurden. Das israelische Militär ist der einzige bewaffnete Akteur in Gaza mit Zugang zu diesen Waffen. Der Wohnkomplex unterlag dem sogenannten „Deconfliction Process”, der zusätzlichen Schutz für humanitäres Personal gewährleisten soll. Mitarbeitende der britischen Regierung bestätigten am 22. Dezember 2023, dass das Gebäude als „sensibler Standort" registriert sei.
IRC und MAP verurteilen diesen inakzeptablen Angriff, der einer von vielen auf Gesundheitseinrichtungen und ähnliche Einrichtungen ist. Es muss geklärt werden, warum dieser Luftangriff stattgefunden hat und es braucht die Zusicherung, dass sich weitere Anschläge nicht wiederholen werden. IRC fordert den Schutz von Kolleg*innen und ihren Familien vor Ort sowie allen Zivilist*innen und humanitären Helfenden in Gaza vor weiteren Angriffen.
Dieser Vorfall ereignet sich vor dem Hintergrund der seit mehr als 100 Tagen andauernden israelischen Bombardierung von Gaza, die zu massiven Todesfällen und Verletzungen der Zivilbevölkerung führt. Krankenhäuser, Schutzunterkünfte, VN-Gebäude und andere geschützte Einrichtungen wurden wiederholt angegriffen – darunter 300 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen. Mehr als 26.000 Menschen wurden getötet, darunter mehr als 300 Palästinenser*innen, die im Gesundheitsbereich arbeiteten.
IRC und MAP weisen erneut darauf hin, dass es laut den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts in der Verantwortung aller Konfliktparteien liegt, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. Wir verpflichten uns weiterhin dem humanitären Gebot, gemäß den Grundsätzen der Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit zu dienen. Dies tun wir, indem wir der Zivilbevölkerung, die weiterhin die Hauptlast der Kampfhandlungen zu tragen hat, wesentliche humanitäre Dienste zur Verfügung stellen. Im Moment ist dies jedoch ein aussichtsloser Kampf, da kein Mensch und kein Ort in Gaza sicher ist.
Als Folge des Raketenangriffs waren die medizinischen Notfallteams von IRC und MAP gezwungen, ihre lebensrettende medizinische Arbeit im Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis einzustellen. Das Nasser-Krankenhaus ist eines der wenigen noch funktionierenden Krankenhäuser in Gaza und ist zurzeit vom israelischen Militär eingekesselt. Der Zugang für medizinische Teams und verwundete Zivilist*innen ist nahezu unmöglich. Wir sind weiterhin besorgt um die Sicherheit der MAP-Kolleg*innen in Gaza, von denen viele in den letzten Tagen erneut vertrieben wurden.
IRC und MAP fordern wiederholt einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza, um weiteres Leid der Zivilbevölkerung zu verhindern und unseren Teams den Zugang zu Menschen in Not zu ermöglichen. Das internationale Völkerrecht, welches Angriffe auf Mitarbeitende von Hilfsorganisationen, die Zivilbevölkerung und zivile Infrastrukturen verbietet, muss eingehalten werden und die Verantwortlichen für Verstöße gegen das internationale Völkerrecht müssen zur Rechenschaft gezogen werden.