Amman, Jordanien, 14. Juli 2025 — International Rescue Committee (IRC) warnt, dass die Wasserkrise in Gaza einen kritischen Punkt erreicht hat. Anhaltende Kampfhandlungen, Massenvertreibungen und extreme Treibstoffknappheit haben dazu geführt, dass Gemeinden keinen Zugang mehr zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen haben. Treibstoff ist unerlässlich für den Betrieb der Entsalzungsanlagen, Wasser- und Abwasserpumpen sowie Toilettenanlagen in Gaza. Ohne Treibstoff kann kein Wasser aufbereitet oder verteilt werden.
Derzeit erhalten die meisten Menschen in Gaza deutlich weniger als die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Notfallversorgung von 15 Litern Wasser pro Person und Tag. Lediglich 40 Prozent der Trinkwasserinfrastruktur ist aktuell noch funktionsfähig – das entspricht weniger als der Hälfte der Wasserproduktion während des letzten Waffenstillstands im März.
Scott Lea, IRC-Nothilfedirektor, kehrte kürzlich aus Gaza zurück und erklärte: „Das gesamte Wassersystem ist zusammengebrochen. Es gibt einfach nicht genug sauberes Wasser, um den Bedarf der Bevölkerung in Gaza zu decken. Die Menschen, denen wir begegnen, haben weder ausreichend Nahrung noch Zugang zu Wasser. IRC-Teams verteilen weiterhin sauberes, entsalztes Trinkwasser an Familien – in der Stadt Asda 40.000 Liter pro Tag und im Flüchtlingslager Almutahabeen in Mawasi 20.000 Liter – beide in Khan Younis.
In enger Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen erreichen wir so viele Menschen wie möglich. Doch die Versorgung ist unregelmäßig, die Nachfrage überwältigend. Ohne eine verlässliche Treibstoffversorgung ist es unmöglich, den Wasserbedarf der Bevölkerung zu decken.“
Die Wasserverteilung per Lkw wird zunehmend durch die Sicherheitslage, Überfüllung und Treibstoffknappheit erschwert. Keine Entsalzungsanlagen sind mehr funktionsfähig; Wasser muss über längere Strecken transportiert werden und erreicht die einzelnen Verteilpunkte nur noch in begrenzten Mengen. Zwei IRC-Partnerorganisationen berichteten kürzlich, dass Lastwagen von verzweifelten Einwohner*innen bereits vor Ankunft am Ziel entladen wurden. Auch die Müllabfuhr ist in Teilen von Khan Yunis und der Middle Area nur auf drei Tage pro Woche reduziert, was schwerwiegende Folgen für die öffentliche Gesundheit hat.
Wenn kein sauberes Wasser zur Verfügung steht, gehen die Folgen weit über den Durst hinaus: Familien greifen notgedrungen auf unsichere Wasserquellen zum Kochen, Reinigen und Baden zurück. Dies erhöht das Risiko für Krankheitsausbrüche wie Hautinfektionen, Durchfall und Hepatitis und verschärft die Belastung des ohnehin überlasteten Gesundheitssystems in Gaza, insbesondere in überfüllten Notunterkünften mit eingeschränkten Hygienebedingungen.
Scott Lea fügt hinzu: „Treibstoffknappheit ist weit mehr als ein logistisches Problem – er ist überlebenswichtig. Ohne Treibstoff kann kein Wasser geliefert und kein Abwasser entsorgt werden. Familien sind dadurch zunehmend gefährlichen Bedingungen ausgesetzt und können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken.“
IRC fordert die sofortige und kontinuierliche Bereitstellung von Treibstoff und humanitärer Hilfe nach Gaza.Ohne dringende Maßnahmen droht der vollständige Zusammenbruch der Wasser-, Sanitär- und Hygienesysteme (WASH) – mit katastrophalen Folgen für die betroffene Zivilbevölkerung, die bereits jetzt an ihre Grenzen gestoßen sind. Selbst mit Treibstoff und Hilfsgütern können die palästinensischen Zivilist*innen nicht geschützt werden, solange die Gewalt andauert. IRC wiederholt die Forderung nach der Wiederaufnahme des Waffenstillstands, des ungehinderten Zugangs zu Hilfsgütern und der Freilassung aller verbleibenden Geiseln.