Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht – viele von ihnen befinden sich in besonders gefährdeten Situationen und sind dringend auf internationalen Schutz angewiesen. Humanitäre Aufnahmeprogramme bieten einen sicheren und legalen Zugang zu Schutz und können so verhindern, dass Menschen sich auf gefährliche Fluchtwege begeben. Jedoch bleiben bisherige humanitäre Aufnahmeprogramme oft unzureichend in ihrer Umsetzung oder gar ganz außer Reichweite für Schutzsuchende.  

Im neuen Bericht „Sicher Ankommen in Deutschland“ wird aufgezeigt, wie humanitäre Aufnahmeprogramme wirksam, menschenrechtsbasiert und nachhaltig gestaltet werden können. Der Bericht basiert auf IRCs internationalen Erfahrungen – unter anderem aus Deutschland, den USA und der EU – sowie auf politischen Analysen und Praxiswissen. Er liefert drei konkrete Empfehlungen für eine vorausschauende und solidarische Schutzpolitik sowie für die menschenwürdige Umsetzung humanitärer Aufnahme: 

  1. Verbindliche Fortführung und Ausbau sicherer Zugangswege: Humanitäre Aufnahmeprogramme, Resettlement und Community Sponsoring müssen mit ausreichend Ressourcen und klaren Standards dauerhaft, verlässlich und planbar etabliert werden, sodass sie politisch unabhängig Planungssicherheit für Schutzsuchende und aufnehmende Kommunen gewährleisten.  
  2. Schutzbedarf als zentrales Kriterium: Humanitäre Aufnahmeprogramme dürfen nicht durch politische Opportunitäten oder wirtschaftliche Interessen verzerrt werden, sondern müssen den besonderen Schutzbedarf der Menschen als zentrales Kriterium haben. Dazu gehört eine umfassende und schutzorientierte Auslegung des Familienbegriffs, insbesondere im Interesse von Kindern und unbegleiteten Minderjährigen.  
  3. Transparente, faire Verfahren, als Ergänzung zum territorialen Asyl: Aufnahmeverfahren müssen transparent, fair und rechtskonform gestaltet sein und Schutzsuchenden den Zugang zu wirksamen Rechtsmitteln ermöglichen. Besonders für Menschen mit Behinderungen, gesundheitlichen Einschränkungen oder Diskriminierungserfahrungen sind barrierefreie und inklusive Verfahren von besonderer Bedeutung, um sie während des Verfahrens vor zusätzlichen Risiken zu schützen.   

Im Mittelpunkt stehen auch acht zentrale Kriterien, die für das Gelingen humanitärer Aufnahmeprogramme entscheidend sind. Dazu gehören unter anderem transparente Auswahlprozesse, Sicherheit bei der Ausreise, die Gewährleistung von Rechten nach der Ankunft sowie der Zugang zu langfristiger Teilhabe. 

Deutlich wird, dass eine koordinierte Umsetzung, klare Zuständigkeiten und ein verbindlicher politischer Rahmen unerlässlich sind, um besonders gefährdeten Menschen tatsächlich Schutz zu bieten. 

Der Bericht richtet sich an politische Entscheidungsträger*innen, Verwaltungsstrukturen und zivilgesellschaftliche Organisationen. Er macht deutlich: Humanitäre Aufnahme ist nicht nur notwendig, sondern auch realisierbar – wenn sie konsequent umgesetzt, ausreichend finanziert und menschenrechtsbasiert gedacht wird.