Seit 2012 hat die Gewalt gegen muslimische Minderheiten in Myanmar Hunderttausende Menschen zur Flucht gezwungen. Bei den meisten handelt es sich um Rohingya, die mittlerweile das größte staatenlose Volk der Welt sind. Auch Kawsara und ihre Eltern waren als Angehörige der Rohingya gezwungen, ihre Heimat Myanmar zu verlassen, als sie angegriffen wurden. Kawsara und ihre Eltern fanden Zuflucht im Flüchtlingslager in Kutupalong im Südosten Bangladeschs. Heute leben hier über eine Millionen Rohingya. Es zählt zu dem größten Flüchtlingscamp der Welt. 

„Alles brannte um uns herum. Wir haben Flüsse und Hügel überquert und sie haben immer wieder auf uns geschossen, dann haben wir uns im Busch versteckt", erinnert sich Nurul Amin, der Vater von Kawsara. 

 

Obwohl das neujährige Mädchen nun in Sicherheit ist, fällt es ihr schwer, ihre Erlebnisse zu verarbeiten, mit anderen Kindern Kontakt aufzunehmen und zu spielen. Die schlimmen Erlebnisse der Vertreibung und auf der Flucht hinterließen bei Kawsara schwere Traumata: Sie wurde sehr still, wachte nachts oft auf und hatte Angst mit anderen Kindern zu spielen. Der „Healing Classroom“ des IRC hat ihr geholfen, wieder fröhlich zu werden, über ihre Erlebnisse zu sprechen und mit ihren Ängsten umgehen zu können.  

Bangladesh healing classroom

 

Aus dem „Healing Classroom“ im Flüchtlingscamp in Kutupalong sind Stimmen und Lachen von Kindern zu hören. Auf dem Boden des gemütlichen, bunt geschmückten Raums sitzen etwa 15 Jungen und Mädchen im Kreis zusammen und spielen. 

„Ich komme gerne hierher. Wir lernen Dinge durch Spiele. Wenn ich wütend bin, fange ich jetzt an, von 20 bis 1 rückwärts zu zählen. Diese Technik habe ich von meiner Lehrerin gelernt“, erzählt Kawsara, 9 Jahre. 

 

Der „Healing Classroom“ bietet den Kindern weltweit einen sicheren Raum. Hier wird gesungen, getanzt, gespielt und gelacht. Das IRC-Programm zum sozial-emotionalen Lernen hilft den oftmals schwer traumatisierten Kindern, ihre sozialen Fähigkeiten wiederzuerlangen. Das geschulte Personal kennt ihre Ängste und Traumata und hilft ihnen dabei, wieder fröhlich und einfach ein Kind zu sein. 

 

So hilft IRC in Bangladesch 

IRC unterstützt Rohingya Geflüchtete und andere Einwohner*innen von Cox’s Bazar seit August 2017. Mit über 400 Mitarbeitenden in Bangladesch bietet IRC grundlegende Gesundheitsversorgung für die lokale Bevölkerung und die geflüchteten Rohingyas in Cox's Bazar. Zusätzlich implementiert IRC-Projekte im Bereich Kinderschutz, Bildung und Nothilfe. 

Von Mai 2021 bis April 2023 arbeitete IRC mit dem Auswärtigen Amt zusammen an dem Projekt „Gesundheitsversorgung und Schutzmaßnahmen für Geflüchtete und Gastgemeinden in Cox’s Bazar, Bangladesch, Binnenvertriebene im Rakhine, Shan- und Kachin-Staat, Myanmar. Das Projekt wird an fünf Standorten durchgeführt und bittet spezielle Aktivitäten, Schulungen und Beratungsdienste für Jugendliche und junge Erwachsene an.