Der Sturz der Assad-geführten Regierung hat vielen syrischen Geflüchteten Hoffnung auf Rückkehr gegeben. Jedoch bestehen weiterhin große Hürden für eine sichere Rückkehr und den Wiederaufbau. 

Eine von International Rescue Committee (IRC) durchgeführte Befragung zu den Rückkehrabsichten von unter fast 4.000 syrischen Geflüchteten in Jordanien und Libanon zeigt: Die Unsicherheit über die volatile Lage in Syrien bleibt ein zentraler Faktor für Rückkehrentscheidungen.

Berichten zufolge sind bereits über eine Million Geflüchtete und zwei Millionen Binnenvertriebene in ihre Herkunftsorte zurückgekehrt. Viele kehren jedoch in zerstörte Häuser und in Orte ohne funktionierende Grundversorgung zurück. Die Lage verschärft sich zusätzlich durch die kollabierte Wirtschaft und erhöht den humanitären Bedarf deutlich.

Landesweit ist die Infrastruktur stark beschädigt: Mehr als die Hälfte der Wasserversorgung und vier von fünf Stromnetzen sind zerstört oder nicht funktionsfähig. Millionen Menschen fehlt damit verlässlicher Zugang zu grundlegenden Diensten. Explosive Kriegsreste stellen ebenfalls ein lebensbedrohliches Hindernis für eine Rückkehr dar – in einigen Gebieten berichten 87 Prozent der Bewohner*innen IRC von explosiven Hinterlassenschaften im Umkreis von zehn Kilometern um ihre Häuser.

Juan Gabriel Wells, IRC-Landesdirektor für Syrien, sagt:  „Ein Viertel der Geflüchteten in den Nachbarländern denkt über eine Rückkehr nach, doch die Bedingungen in Syrien bleiben äußerst schwierig. Für viele – sowohl Geflüchtete als auch Binnenvertriebene – bedeutet Rückkehr derzeit weder Sicherheit noch Würde und bietet keine Garantie auf Stabilität.

Der humanitäre Bedarf in Syrien ist so hoch wie nie: Über 16 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Gleichzeitig schrumpfen internationale Hilfsbudgets und die Wirtschaft kollabiert weiter. Dadurch geraten sowohl Rückkehrende als auch Binnenvertriebene noch tiefer in die Krise.

Trotz landesweiter Medikamentenknappheit verzeichnen unsere Kliniken und Krankenhäuser einen starken Zulauf. Bereits wenige Wochen nach der Eröffnung war das IRC-Zentrum für Frauenschutz in Homs voll ausgelastet. Gleichzeitig fehlt vielen Gemeinden der Zugang zu grundlegenden Diensten, während die Lebenshaltungskosten weiter explodieren. Für zahlreiche Familien wird das tägliche Überleben kaum noch möglich.“

IRC ruft Aufnahme- und Partnerländer dazu auf, freiwillige, sichere und würdige Rückkehr zu gewährleisten und syrische Geflüchtete in den Nachbarstaaten weiter zu unterstützen. Dafür braucht es langfristige Investitionen in lokale Dienste, Lebensgrundlagen, humanitäre Hilfe sowie Programme für Wiederaufbau und Erholung in Syrien. Entscheidend sind nun mehrjährige und flexible Mittel, damit Syrer*innen ihr Leben neu aufbauen können – unabhängig davon, wo sie sich dazu entscheiden.