Hungersnot ist eine der schlimmsten Folgen humanitärer Krisen. Mit frühzeitigem Handeln und gezielter Unterstützung lässt sie sich stoppen, um Menschen zu schützen und Leben zu retten.

Doch was genau ist eine Hungersnot? Was führt dazu und vor allem: Wie können wir sie verhindern, bevor es zu spät ist? Erfahre hier mehr.

Was ist die Definition von „Hungersnot”?

Hungersnot bezeichnet einen extremen, weit verbreiteten Mangel an Nahrungsmitteln, der zu Mangelernährung, Hunger und Tod führt. Laut der Integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen (IPC) stellt sie die schwerste Stufe einer Ernährungskrise dar.

Wann wird eine Hungersnot ausgerufen?

Hungersnot ist die extremste Stufe der Ernährungsunsicherheit. Sie wird nur dann offiziell ausgerufen, wenn folgende Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind:

  1. Mindestens jede fünfte Familie in einer Region leidet unter extremem Nahrungsmangel,
  2. Über 30 Prozent der Bevölkerung sind akut mangelernährt.
  3. Mindestens zwei von 10.000 Menschen sterben täglich an Hunger.

Wenn eine Hungersnot offiziell festgestellt wird, ist es oft schon zu spät: Kinder und ihre Familien sterben bereits an den Folgen von Hunger. Um das zu verhindern, braucht es frühzeitige Maßnahmen – in Form von Nahrungsmittelhilfe und finanzieller Unterstützung. So können Familien rechtzeitig gestärkt werden, bevor sich die Krise verschärft.

Ein kleiner Junge isst ein Paket zur Behandlung von Unterernährung, das vom IRC in Nigeria bereitgestellt wurde.
Der zweijährige Musa erhält von IRC in Nigeria medizinische Hilfe gegen akute Unterernährung.
Foto: Karl Bergbom/IRC

Was verursacht eine Hungersnot?

Einer der Hauptgründe für Hungersnöte ist das zu späte Handeln, wenn der Hunger bereits ein katastrophales Ausmaß erreicht hat. Weitere wichtige Ursachen für Hungersnöte und Nahrungsmittelknappheit sind:

Fehlende humanitäre Hilfe

Hungersnöte lassen sich durch ein koordiniertes Vorgehen von Hilfsorganisationen, Regierungen und internationalen Akteuren verhindern. Ausreichende Finanzierung und dauerhafter Zugang zur Versorgung sind entscheidend. Ohne Humanitäre Hilfe kann Hunger töten. Nur mit rechtzeitiger Unterstützung lässt sich eine Hungersnot verhindern.

Ein junges Mädchen in Gaza wird auf Anzeichen von Unterernährung untersucht.
Die dreijährige Dima wird in Gaza vom medizinischen Team des IRC wegen Mangelernährung behandelt.
Foto: Mohammad Abu Samra/IRC

Naturkatastrophen und Klimawandel

Der Klimawandel zerstört Ernten und verschärft langsam eintretende Katastrophen wie Dürren. 2023 erlebte Ostafrika fünf ausgefallene Regenzeiten, was die Landwirtschaft massiv beeinträchtigte, Hunger auslöste und das Risiko einer Hungersnot deutlich erhöhte.

Konflikte und Gewalt

Konflikte gehören weltweit zu den Hauptursachen für Hungersnöte. Sie zwingen Familien zur Flucht, unterbrechen Lieferketten und legen lokale Märkte lahm. Dadurch erhöht sich das Risiko einer Hungersnot drastisch.

Stark steigende Lebensmittelpreise und Wirtschaftskrisen

Steigende Lebensmittelpreise machen Grundnahrungsmittel für viele Familien in Krisengebieten unbezahlbar. In Sudan stiegen die Lebensmittelpreise Anfang 2024 drastisch an. Kurz darauf wurde in Teilen von Nord-Darfur eine Hungersnot ausgerufen.

Klimawandel, Konflikte und wirtschaftliche Not treffen oft gleichzeitig die Länder, die am stärksten von Hunger betroffen sind. IRC stuft 20 Länder als besonders stark von humanitären Krisen bedroht ein. Dort lebt nur elf Prozent der Weltbevölkerung und trotzdem erleben sie 71 Prozent aller weltweiten Hungerkrisen auf kritischem Niveau.

Halima und ihre Familie, die zunächst durch die Dürre in Somalia vertrieben wurden, haben weiterhin Schwierigkeiten, an Nahrungsmittel zu gelangen.
„Die Lebensmittelpreise schwanken – mal sind sie hoch, mal niedrig. Wenn sie steigen, können wir uns kaum noch etwas leisten.” Halima wurde mit ihrer Familie zunächst von einer Dürre aus Somalia vertrieben. Auch danach hatten sie Schwierigkeiten, sich mit Nahrung zu versorgen. Der Krieg in der Ukraine hat die Getreidepreise in Ostafrika zusätzlich in die Höhe getrieben.
Foto: Mustafa Saeed/IRC

Welche Folgen hat eine Hungersnot?

Hungersnot ist die extremste Form von Hunger und ihre Auswirkungen sind verheerend. Sie führt zu Tod, langfristigen gesundheitlichen Schäden sowie zu sozialer und politischer Instabilität.

Kinder sind besonders gefährdet

Kinder tragen die schwersten Folgen einer Hungersnot. Akute Mangelernährung ist besonders gefährlich für Säuglinge und Kleinkinder, denn sie erhöht das Risiko, an vermeidbaren Krankheiten zu sterben.

Selbst wenn Kinder überleben, leiden sie oft lebenslang unter den gesundheitlichen Folgen.

Ein kleines Kind wird von einem IRC-Mitarbeiter in Nigeria auf Unterernährung untersucht.
Die zehn Monate alte Fama wird von einer IRC-Krankenschwester in einem Gesundheitszentrum in Nigeria auf Anzeichen von Mangelernährung untersucht.
Foto: Karl Bergbom/IRC

 Hungersnot fördert Instabilität

Nahrungsmittelunsicherheit und Hungersnot führen zu Vertreibung, verschärfen bestehende Konflikte und verstärken politische Instabilität.

Wie können wir Hungersnöte verhindern?

Im 21. Jahrhundert lassen sich Hungersnöte vorhersagen und abwenden. Sie entstehen nicht plötzlich, sondern durch zu spätes Handeln - zu spät gehandelt wird: etwa wenn Hilfe ausbleibt oder die Ursachen für extremen Hunger nicht rechtzeitig angegangen werden. Mit ausreichender Finanzierung, gesichertem Zugang und politischem Willen können Hilfsorganisationen bereits eingreifen, bevor eine Hungersnot offiziell ausgerufen wird.

So können wir handeln:

 Frühzeitiges Erkennen und Handeln

Frühwarnsysteme erfassen weltweit steigende Hungerwerte, aber Daten allein reichen nicht. Es braucht ein einsatzbereites Krisenteam, das auf diese Warnsignale reagiert und rechtzeitig Maßnahmen einleitet, bevor eine Hungersnot ausgerufen wird.

Behandlung von Mangelernährung ausweiten

Wir müssen sofort handeln, um zu verhindern, dass Kinder an Hunger sterben. Die Behandlung akuter Mangelernährung ist sehr wirksam und neue Ansätze zur Diagnose und Therapie machen sie noch effizienter und kostengünstiger.

Ahmed is a Nutrition officer, and usually works at IRC office and field in Dhusamareb, he supervises health workers that works in the Stabilization centre, TSFP and OTP of Hanano hospital.
Ahmed, Ernährungsexperte bei IRC, behandelt Kalia und ihr Kind in Dhusamareb, Somalia wegen Mangelernährung.
Foto: Mustafa Saeed/IRC

Bargeldhilfe leisten

Bargeldhilfe ist eine wirksame Form humanitärer Unterstützung. Sie ermöglicht es Familien, ihre Grundbedürfnisse selbstbestimmt zu decken und gleichzeitig lokale Märkte zu stärken. Mit der Unterstützung durch Organisationen wie IRC können Familien das erhaltene Geld nutzen, um ihre Kinder zu ernähren.

Spende, um Hungersnöte zu stoppen

Deine Unterstützung kann Leben retten. International Rescue Committee (IRC) versorgt Kinder und Familien, die am Rand einer Hungersnot stehen, mit lebenswichtiger Nahrung und medizinischer Hilfe. Doch weltweite Kürzungen bei Hilfsgeldern gefährden genau diese überlebenswichtigen Programme.

Spende noch heute und hilf uns, Menschen in Not rechtzeitig mit Nahrung, Betreuung und Unterstützung zu versorgen — bevor es zu spät ist.

Was ist IRC? 

International Rescue Committee (IRC) ist in über 40 Ländern im Einsatz und reagiert auf die dringendsten humanitären Krisen weltweit – darunter in Sudan, in der Ukraine und den besetzten palästinensischen Gebieten. Wir helfen Geflüchteten und Vertriebenen dabei, Sicherheit zu finden und ihr Leben neu aufzubauen durch Neuansiedlung und Integration in Gemeinschaften in Europa und den USA.

Gegründet vor über 90 Jahren auf Initiative von Albert Einstein, setzt sich IRC bis heute dafür ein, Menschen in Krisen beim Überleben, beim Wiederaufbau und auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen. Unsere Arbeit wird regelmäßig von unabhängigen Organisationen ausgezeichnet – für die effektive Nutzung von Spenden und die nachweisliche Wirksamkeit unserer Hilfe.

Unterstütze unsere Mission – hilf Menschen in Not, zu überleben, sich zu erholen und neu anzufangen.